Ich muss jemandem Fotos vom iPhone retten.
Dafür bin ich einfach nicht gemacht.
1. Versuch: iPhone an den Rechner anschließen. Im Arbeitsplatz plöppt ein Laufwerk drauf. Ich klicke drauf. Es ist leer. Weil Windows das Dateisystem nicht unterstützt. Okay, da ist niemandem ein Vorwurf zu machen.
2. Versuch: Es gibt Tools, die das Dateisystem lesen können. Ich lade zwei runter und installiere sie. Sie müssen Gerätetreiber installieren. Okay, noch halbwegs nachvollziehbar. Aber irgendwas passt nicht und sie stürzen ab. Eins spuckt noch eine Fehlermeldung aus: Eine komplett leere Message Box.
3. Versuch: Okay, man kann Backups vom Telefon machen. Dann kann man im Backup arbeiten statt im Live-Dateisystem. Klingt besser.
Braucht iTunes. Also iTunes installieren.
Oh, iTunes muss den Gerätetreiber fürs iPhone installieren. Für’s Dateisystem bestimmt … nagut.
Ich finde in iTunes die Backup-Option nicht. Zu viele Reiter, zu viele Menüs. iTunes hat automatisch den Namen des Telefons auf „Krishty’s iPhone“ geändert. F U. Googeln, wie ich an die Backup-Option komme.
Will ich ein verschlüsseltes Backup machen? Äh … wie wär’s mit FICK DICH? Wenn iTunes es verschlüsselt, ist es kein richtiges Backup mehr, weil ich ohne iTunes nicht mehr an die Daten komme. Aber es zeigt mir an, dass sonst nicht alles exportiert wird. Aus Sicherheitsgründen. Fuck okay.
(Fast zwei Stunden sind vergangen, ich habe sechs Installationen durchgeführt, und im Task-Manager laufen vier neue obskure Dienste im Hintergrund mit, die ich nie wieder brauchen werde.)
Das Backup ist fertig, einmal verschlüsselt und einmal unverschlüsselt. Es ist in einem proprietären Format. Natürlich. Weil SUCKS TO BE YOU,
darum. Also lade ich noch einen Backup-Viewer runter. Zumindest kann ich jetzt das iPhone vom PC abklemmen, damit es nicht mehr dauernd unter dem Tisch vibriert.
Der Backup-Viewer hat eine furchtbare Touch-UI mit widerlichen Überblendungs-Effekten und verbraucht im Leerlauf die Hälfte meines RAMs. Er will, dass ich jedes Foto einzeln zum Export auswähle, so lange ich nicht die Vollversion für 130 € kaufe. (Notlage ausnutzen, denn Backups sezieren tut man eher nicht aus Spaß. Aber wem mache ich einen Vorwurf – so lange die Scheiße proprietär, obskur, und verschlüsselt ist, gibt es halt einen Markt für sowas.)
Und NATÜRLICH stürzt das Ding dauernd ab, vergisst meine Selektion, und haut dicke "DEMO"-Strings auf Dateien. FML.
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Und warum ich die Scheiße überhaupt machen musste? Weil jemand gestorben ist und wir zumindest noch die Fotos vom Telefon retten wollten, bevor wir die PIN vergessen oder Apple die Cloud abschaltet oder so eine Scheiße. Weil das ja noch nicht genug Scheiße ist, die man dann am Hals hat.
Was zur Hölle soll ich mit meinen Passwörtern tun, wenn ich sterbe? Wo kann ich die unterbringen, dass die Verwandtschaft drankommt, aber nicht die Bullen? Wer soll überhaupt ZFX bescheid sagen?
Zumindest ist mein Umstieg auf Baseline-JPEG/PNG/7-Zip für Langzeitarchivierung abgeschlossen. Damit meine Hinterbliebenen nicht auch 100 Gerätetreiber installieren müssen, sondern „nur“ die externe HDD und VeraCrypt. Außer für Filme – die dürfen dann mit AVI, MKV, MPG, MP4, FLV ihren Spaß haben. Und das Passwort brauchen sie eben auch.
Und die rotiert Media Player Classic auch nicht richtig, wenn sie vom iPhone kommen. Weil jeder Hersteller seine eigenen Tags für Rotation definieren muss. Weil FUCK YOU.
Smartphones sind so eine Pisse, durch und durch.