Kickstarter Game-Projekte

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starcow
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Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von starcow »

Guten Nachmittag Zusammen

Im Moment treibt mich ein Thema etwas um: -> "Arbeiten im Vorraus für eine mögliche Einstellung zu einem späteren Zeitpunkt".
Ich würde daher gerne eure Meinung zu diesem Thema hören.
Ich sehe auf Polycount immer mal wieder Projekte, die darauf abzielen über Kickstarter finanziert zu werden.
Es werden dann Leute gesucht, die sich im Vorraus für das Projekt engagieren (unbezahlt arbeiten), um den nötigen Content zu erstellen, damit das ganze "Kickstarter-tauglich" wird.

Ich für meinen Teil, wäre durchaus bereit bei einem Projekt für einige Monate ohne Bezahlung zu arbieten - mit der Chance auf einen konkreten Job.
Ich verstehe auch, das es halt einfach Leute geben muss, die dieses Risiko eingehen müssen, damit solche Indie-Projekte überhaupt auf den Markt vordringen können.
Die Frage ist aber, anhand welcher Kriterien man das Risiko abschätzen kann. Ein in der Entwicklung fortgeschrittenes Spiel kann ja in den meisten Fällen - logischwerweise - nicht vorgezeigt werden. Auch kann man die fähigkeiten des Teams meist nur schwierig einschätzen.
Wie kann man also verhindern, das man einem völligen "Blindgänger-Projekt" beitritt?
Was wären da quasi eure "must have" und "nogo's"?

Gruss starcow
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Tiles
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Tiles »

Vergiss dieses Geschäftsmodell. Das ist schlicht eine Ausbeutermasche um an billige Arbeitskräfte zu kommen. Das ist in der Branche leider gang und gäbe. Bis hin zum unbezahlten Praktikanten.

Davon abgesehen, das lockt nur die falschen Leute an. Die die noch nicht wissen wie der Hase läuft. Leute mit wenig oder gar keiner Erfahrung. Was die Erfolgsaussichten des Projektes alles andere als steigert ...
"must have" und "nogo's"?
Must have ist eine zugesicherte Bezahlung. Egal wie das Projekt letztendlich läuft. Kann ja nicht sein dass du als Arbeitssklave auch noch das Risiko des Unternehmers mitträgst.
Auch kann man die fähigkeiten des Teams meist nur schwierig einschätzen.
Doch, kann man. Indem du dir ganz genau anschaust was diese Leute schon vorher gemacht haben. Wer noch nicht mal nen Pong entwickelt hat wird wohl kaum das Know How für nen MMO haben.

Und du kannst es daran sehen wie das Ding organisiert ist. Wenn da irgendwo was von romatischer Demokratie zu lesen ist dann Finger weg ...
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starcow
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von starcow »

Danke für deine Einschätzung Tiles.
Um es mal ein bisschen konkreter zu machen, bin ich einfach mal so frei und poste den Link zum entsprechenden Thread.
http://www.polycount.com/forum/showthread.php?t=130901

So wie ich dich verstehe Tiles, lehnst du dieses Konzept aber ganz grundsätzlich ab.
Nur frage ich mich, wie es dann möglich sein soll, einen erfolgreichen Kickstarter zu lancieren.
Es ist doch der entscheidene Punkt, was man an Qualität und Quantität in einer ersten Alpha zu bieten hat, wenn das ganze erfolgreich über Kickstarter finanziert werden soll.
Und das ganze bei einem etwas grösseren Projekt einfach im Alleingang durchzuziehen wird in vielen Fällen vermutlich sehr schwierig.
Man könnte natürlich die Leute einfach aus dem eigenen Sack bezahlen. Ich vermute aber mal, das die meisten wohl nicht in der Lage wären einen solchen Betrag jemals zu mobilisieren.

Was wäre den dein Ansatz?

Gruss starcow
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Alexander Kornrumpf
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Ehrlich gesagt, wer aus eigenen Reserven, im Bekanntenkreis usw. nicht 10K$ zusammenbekommt um nen Prototypen zu basteln, dem würde ich auch keine 100K$ geben um das fertige Produkt zu entwickeln.

Für mich klingt das nach Glücksrittern, die glauben mit Kickstarter könnte irgendwie jeder "es schaffen".

Wer wirklich hinter seiner Idee steht der riskiert eigenes Kapital. Und kann Leute "im real-life" davon überzeugen ihres zu riskieren.
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Tiles
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Tiles »

Das Projekt sieht auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht aus. Und scheint auch gut organisiert zu sein. Das würde mir da also nicht mal so viel Kummer machen. Natürlich müsste man da jetzt im Detail nachbohren wie stark deren Hintergrund im Game Development wirklich ist.

Du machst doch aber grade deswegen Kickstarter um das Geld für die weitere Entwicklung zusammenzukriegen. Um damit die Mitarbeiter zu bezahlen. Von einem Vielleicht bekommt ein Grafiker seinen Kühlschrank nicht voll, da heisst es Cash oder gar nicht. Wir reden hier ja von Business, und nicht von einem Hobbyprojekt mit Amateuren. Und natürlich bin ich gegen sowas. Das ist ganz klare Ausbeutung :)

Letztenendes musst du wissen ob du bei so einem Projekt für Lau mitarbeiten willst. Denn darauf laufen solche Formulierungen eigentlich raus. Das ist bestimmt auch so eine schöne Erfahrung und eine gute Ergänzung des Portfolios. Mir wäre aber der Preis eben zu hoch. In der Zeit die du da investierst könntest du schon richtig Geld verdienen.

Später kräht kein Hahn mehr danach ob du auch wirklich dein Geld bekommen hast. Wäre nicht das erste Mal dass die Leute dann ohne Kohle heimgehen und der Organisator den Gewinn einstreicht. Kann man sich ja wunderbar schönrechnen und zurechttrixen, und schwupps hat es auf einmal gar keinen Gewinn mehr den man verteilen könnte. Auf eine Gewinnbeteiligung oder so Formulierungen wie "später wenn das Spiel Gewinn abwirft" würde ich mich deswegen nie einlassen. Das ist knallhartes Business da draussen. Und der Mitarbeiter der für Umme für dich arbeitet ist der Traum jeden Scheffs.

Die Masche finde ich schon im Hobbysektor höchst bedenklich wenn die Jungs versuchen mit diesen *später ... * Almosen Mitarbeiter zu ködern. Ein Hobbyspiel von Amateuren die Teilzeit daran werkeln wird es in der heutigen Zeit verflucht schwer haben überhaupt was zu erwirtschaften. Es gibt einfach inzwischen viel zu viele Spiele. Und die Tophits des Vorjahres bekommst du nachgeschmissen. Die Konkurenz und der Marktdruck ist einfach gewaltig. Und eine Hype Lotterie ist es obendrein auch noch geworden. Das ist inzwischen unberechenbar. Flappy Bird war mal wieder die eins zu einer Million Chance ...

Die goldenen Zeiten im Spielebusiness sind halt leider vorbei. Da kann so manch einer auch hier auf dem Board ein Lied von singen :)
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Schrompf »

Das wäre auch meine Empfehlung gewesen: mach da mit, wenn das Projekt halbwegs professionell aussieht und ein paar Alleinstellungsmerkmale hat. Aber halt nur, wenn Du wirklich gar nichts anderes zu tun hast. Kickstarter und Konsorten sind genauso ein Glücksspiel/Hype-Wettbewerb geworden wie alles andere auch in der Spielebranche. Ich würde dafür keinen bezahlten Job auslassen.
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Artificial Mind
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Artificial Mind »

Ich möchte nur nochmal kurz einwerfen, dass man das "später, wenn es Gewinne gibt, wird _natürlich_ verteilt" auch einfach vertraglich und objektiv regeln kann.
Ein "Wenn wir mindestens 200k$ bei Kickstarter erreichen, erhalte ich 10k$ Bezahlung" (Einzelheiten dahingestellt) kann man nicht so schnell 'schönrechnen'.
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Tiles
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Tiles »

Stimmt, mit vertraglicher Regelung könnte man das absichern. Aber selbst mit Vertrag ist das eine haarige Sache, weil International. Und Kickstarter ist ja auch nur für die USA erhältlich. Und dann wäre im Zweifelsfalle dann noch die Geschichte von Recht haben und Recht kriegen.
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Trotzdem würde eine simple Szenarioanalyse a la unter welchen Umständen bekomme ich Geld, unter welchen nicht, was bedeutet das in der Praxis jeweils _genau_ die Entscheidung sicherlich unterstützen.
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Tiles
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von Tiles »

Definitiv :)
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ponx
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von ponx »

Ich hab das Problem gerade von der anderen Seite, als Projekt-Initiator mit wenig Geld. Generell ist man am Anfang auf Leute angewiesen, die keine Chance auf bezahlte Jobs haben und erste Erfahrungen sammeln wollen. In solche Leute steckt man dann oft unheimlich viel Zeit rein, und irgendwann springen sie ab, ohne jemals irgendwas Verwendbares abgeliefert zu haben. Was ja auch ok ist, jeder arbeitet da auf eigenes Risiko, das gilt dann eben auch für die Entwickler / Projektleiter. Will sagen, diese Ausbeuter von denen Tiles redet gibt es ganz bestimmt, aber jeder der an sein Projekt glaubt wird in eigenem Interesse versuchen, Kapital für Profis aufzutreiben. Ansonsten ist man auf Vertrauen, nette Menschen und Glück angewiesen. Das schlimmste ist glaub ich, wenn so ein unerfahrenes Team dann hinschmeißt und die ganze Arbeit in der Tonne landet. Also ich würde mir das Team angucken und ob die ihr Handwerk beherrschen, mal persönlich sprechen mit einem, und dann das Bauchgefühl entscheiden lassen. Kickstarter-Beteiligung ist doch ne gute Lösung, da gibt's dann immerhin konkrete Zahlen. Die polycount-Seite von dem Projekt sieht ja sehr gut aus auf jeden Fall.
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starcow
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Re: Kickstarter Game-Projekte

Beitrag von starcow »

Ehrlich gesagt halte ich auch nichts von Gewinnbeteiligungs-Versprechen. Ich finde es macht aber einen Unterschied, ob man bei einer möglichen Finanzierung den Beteiligten einen festbezahlten Job verspricht, oder eben irgendwelche Gewinnbeteiligungen (erst beim Release des Spieles).
Der Unterschied liegt für mich dabei an verschiedenen Punkten. Zum einen ist das Team ja weiterhin auf die einzelnen Mitglieder angewiesen, da das Spiel noch nicht fertig entwickelt ist.
Somit hat man auch eine gewisse Sicherheit, das man bei einer finanzierung später dann tatsächlich eine bezahlte Aufgabe im Team angeboten bekommt.
Im Umkehrschluss ist das Team ja auch darauf angewiesen, das die Mitglieder bei einer finanzierung nicht abspringen, weil dann der grosse Teil der eigentlichen Arbeit ja erst beginnt.
Zudem dauert die Entwicklung einer Alpha ja auch deutlich weniger lange, als die Entwicklung eines kompletten Spieles.
Ausserdem glaube ich, das die Transparenz beim letzteren Konzept auch deutlich besser ist. Weil wenn ich mit meinem Projekt auf Kickstarter eine garantie auf einen gewissen Betrag habe (falls es gegründet wird), kann ich auch im Vorfeld konkrete Versprechungen machen. Da könnte ich z.b für einen Artist einen festen Montas-Lohn über X-Monate budgetieren und das auch so komunizieren.

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