Sozialsystem-Diskussion

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joggel

Sozialsystem-Diskussion

Beitrag von joggel »

Ich entferne mich immer weiter vom Entwickler! Zum kotzen....
Ich arbeite gerade in Rossmann-Fillialen.
Bin ich jetzt ein niederer Mensch?
Auch wenn ich als Mann Parfümregale einräume? :'(
Zuletzt geändert von Krishty am 16.10.2015, 12:08, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Titel geändert (geht eigentlich nicht ums Wirtschaftssystem, sondern um Stütze)
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Chromanoid
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Chromanoid »

joggel hat geschrieben:Bin ich jetzt ein niederer Mensch?
Auch wenn ich als Mann Parfümregale einräume? :'(
Leider gilt in Deutschland ja immer noch das (neo-)liberale Prinzip "Wer nicht arbeitet soll auch nichts essen.", daher bleibt Dir doch fast keine andere Wahl. Ich nehme an der Rest war rhetorisch gemeint, schließlich wäre es sehr gruselig, wenn man den Wert eines Menschen anhand seines Berufs fest machen würde. Ich empfehle dazu auch: https://www.youtube.com/watch?v=Bppi2jyLUt0

Zum Thema Mann und Parfümregale haben wir ja schon ein Thema ;) http://zfx.info/viewtopic.php?f=9&t=3861
joggel

Re: Jammer-Thread

Beitrag von joggel »

Wer nichts arbeitet soll auch nichts essen? Wozu gibt es dann Alg2??
Und was den wert eines mensschen anhand seiner arbeit betrifft:
Habe ich andere erfahrungen gemacht ;)
Und nein, ich schaue mir jetzt kein yt-video an...
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Chromanoid
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Chromanoid »

joggel hat geschrieben:Wer nichts arbeitet soll auch nichts essen? Wozu gibt es dann Alg2??
Besonders menschenfreundlich finde ich ALG2 nicht (zumindest den Erzählungen nach, die ich so kenne)... Man wird ja schon ziemlich unter Druck gesetzt... Ich bin da mehr von der Grundeinkommen-Fraktion...
joggel hat geschrieben:Und was den wert eines mensschen anhand seiner arbeit betrifft:
Ja, und genau darum geht das YT-Video :) Ich fand's ziemlich gut, vielleicht magst Du's Dir ja mal anhören, wenn Du mal mehr Zeit hast.
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Krishty
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

Oh ja, richtiges Thema. Morgen wieder zur Bundesagentur für Arschheit und mich anscheißen lassen, dass ich nicht genug Bewerbungen zur .NET-SQL-Entwicklerin geschrieben hab.

Wusstet ihr, dass man sich wieder gesund melden muss, nachdem man krank war? Offenbar befindet sich der Arbeitslose nach seinem Schein in einem unbestimmten Schwebezustand: Er ist nicht krank, denn er muss ja Bewerbungen schreiben. Er ist auch nicht gesund, denn das ist er erst, wenn er sich nach der Krankheit beim Pförtner meldet (Kollaps der Gammelfunktion). Und wenn man’s nicht tut, nehmen sie einem für alle versäumten Tage das Geld weg (sogar wenn man sie am ersten Tag anrief und sich versichern ließ, dass es nicht zwingend nötig sei, sich zurückzumelden). Alles Schikane.

Der größte Arbeitgeber Deutschlands beschäftigt 120.000 Menschen von Steuergeldern, damit sie andere Menschen drängen, nicht mehr von Steuergeldern zu leben. Man sollte sie alle entlassen – aber halbseitig im Wechsel, damit jeder einzelne von denen mal durch den selben Fleischwolf gedreht wird wie die Arbeitslosen, die sie tagtäglich quälen. Und dann werden die Verantwortlichen (die größten Sauereien heißen ja wie ihre Schöpfer – Hartz IV, Riester-Rente, …) bis zum Lebensende auf Hartz-IV-Regelsatz mit Flaschensammeln und monatlicher Gesundmeldung gesetzt. Oh wird das lustig nach meiner Machtübernahme!
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DerAlbi
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von DerAlbi »

Hmmh. Also als arbeitender Mensch muss ich sagen, dass ich es unbehaglich fände, wenn Arbeitslossein nicht unangnehm gemacht würde. Wenn es zur Normalität wird, dass für einen gesorgt wird degradiert man sich ja selbst zum gefütterten und gern gestreichelt werdenden Haustier... immerhin ist das, was man monatlich vom Staat bekommt von anderen erarbeitet, denen die Arbeit evtl auch keinen Spaß macht.
Ich bin aber wiederrum auch ein Mensch, dem der DHL-Mann leid tut, wenn er für mich ein Paket in den 5. Stock tragen muss. Andere sagen lächelnd "dafür wird er ja bezahlt". Ich könnte mein Paket aber auch unten abholen. Einfach aus menschlicher Rücksicht.. der hat ja genug zu tun.. ganz sicher.
Gleld ist halt echt eine Abstraktion. Würde man für sich im gleichen wirtschaftlichen Gegenwert Leute rumschicken, die für einen Einkaufen, im Kraftwerk kohlen schaufeln, irgendwo aufm Fahrad sitzen, um Wasser zu pumpen, würde man sich irgendwann scheiße vorkommen der privaten Battler-Meute beim erteilen des nächsten Befehls in die Augen zu schauen. Schon komisch, oder? :-O
Ich meine der Staat, gerade der Deutsche, sorgt schon für ne ganze Menge. Ich kann Studieren oder meine imaginären Kinder zur Schule schicken. Kostenlos. Wenn meine imaginären Kinder zu cool sind, in der Schule was zu lernen und später nichts finden, was ihnen Spaß macht, weil sich nichtmal lernen wollten, was es alles gegeben hätte, was Spaß machen könnte, ist den deren persönliches Problem unter dem sie dann auch zurecht leiden. Das ist wie mit den Leuten, die meinen, der Fachkräftemangel sei herbeigelogen, nur weil sie selbst nicht eingestellt werden. Die Verstehen nicht, dass man sich nicht selbst zur Fachkraft ernennen kann, nur weil man sich selbst für gut genug hält.. sondern bleiben lieber laut schreiend auf Mount Stupid sitzen.

Und nö, ich hab keinen gehobenen Lebensstandard. Ich bekomm 1.350€ monatlich aufs konto (dafür würden viele ja schon gar nicht arbeiten...) und hab 700€ Lebenshaltungskosten. Mir ist bewusst, dass wenn ich den Luxus eines Autos oder eine noch größeren Wohnung haben wöllte, ich mehr arbeiten müsste. Ich könnte mich aber auch beschweren, dass es mir noch nicht gut genug geht. Hmmh. Komisch. Hab mir heute trotzdem einen Beamer gekauft. Boooarr und hätte ich ne Ehefrau, würde ich weniger Steuern zahlen können. Ich verlange vom Staat, dass er mir eine Frau besorgt.
Generell soll sich doch bitte um mich gekümmert werden! :roll:
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Krishty
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

Du gehst davon aus, dass jeder Arbeit findet, wenn er nur möchte (in einer Gesellschaft, die ihre Produktivität in 50 Jahren verhundertfacht hat, aber ihre Arbeitszeiten beibehalten hat)? Und du gehst davon aus, dass wir als Gesellschaft davon profitieren würden, Arbeitslosen kein Geld zu zahlen und Bildung von Geld abhängig zu machen?

UND du regst dich über Leute auf, die für 1000 € im Monat bei 300 € Steuern nicht arbeiten wollen, während man als Kapitalbesitzer davon reich wird, andere für sich ackern zu lassen, und so gut wie keine Steuern zahlt?

Warum machst du das eigentlich nicht? Warum hast du dich nicht angestrengt, in eine reiche Familie geboren zu werden und einen Konzern zu erben? Weil du so edel und bescheiden bist und dich nicht selber zum Großverdiener ernennen willst? ;)
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von NoFake3D »

@Krishty:

Da hast Du völlig Recht, dass nicht jeder in Deutschland eine Arbeit findet, der es möchte, die auch einigermaßen gerecht bezahlt wird, und auch kein Ausbeuter-Praktikum oder ein 1- oder 2-Euro-Job ist:
Du gehst davon aus, dass jeder Arbeit findet, wenn er nur möchte (in einer Gesellschaft, die ihre Produktivität in 50 Jahren verhundertfacht hat, aber ihre Arbeitszeiten beibehalten hat)? Und du gehst davon aus, dass wir als Gesellschaft davon profitieren würden, Arbeitslosen kein Geld zu zahlen und Bildung von Geld abhängig zu machen?

UND du regst dich über Leute auf, die für 1000 € im Monat bei 300 € Steuern nicht arbeiten wollen, während man als Kapitalbesitzer davon reich wird, andere für sich ackern zu lassen, und so gut wie keine Steuern zahlt?
Das Arbeitsvolumen stagniert seit ca. 1992 und wird nur auf mehr Köpfe verteilt:
Anmerkung WL: Wieder einmal eine der typischen Jubelmeldungen des wissenschaftlichen Schreibtisches der Bundesagentur für Arbeit. Das Arbeitsvolumen stagniert seit Jahren und lag 1992 (mit 51.288 Millionen Stunden) höher als 2014 (mit 49.136 Millionen Stunden). (Siehe die lange Zeitreihe) Wenn also mehr Erwerbstätige gezählt werden, so heißt das nur, dass die Arbeit auf mehr Köpfe verteilt, d.h. die Arbeitszeit pro Kopf gesunken ist. Auch das hört sich auf den ersten Blick positiv an, doch faktisch bedeutet das, dass immer weniger Arbeitnehmer vollzeitbeschäftigt sind und in Teilzeit abgedrängt werden.
Quelle (Anmerkung von Wolfgang Lieb, als Mitherausgeber von http://www.NachDenkSeiten.de zum Thema 6.Arbeitsvolumen wieder leicht gestiegen):
http://www.nachdenkseiten.de/?p=26390#h06

Gruß,
Daniel Klein
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Krishty
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

Ah, danke. Ich habe mich nur grob an der 40-Stunden-Woche orientiert, die wir ja schon seit den 60ern haben. (Wenn man die Tagesschau vor 20 Jahren guckt, dann haben die damals für 30 Stunden protestiert. Rückblickend die Politik so: LOLFU)
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DerAlbi
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von DerAlbi »

Nunja, ich arbeie 24h/Woche. Work-Life-ballance und so. Mit 40h würde ich wohl kaputt gehen. Würden das mehr so machen, wär auch arbeit da. Aber Nein, denn man verdient dann ja weniger, und uuuh man muss ja min 50k im Jahr verdienen, die man zwar nicht ausgeben kann, weil man die ganze zeit arbeitet... aber haben haben haben. Mit welchen Ziel? Unzufiredenheit über das Arbeitsgetriebene Leben?
Und nein, ich würde nicht die Bildung vom Geld abhängig machen... wenn überhaupt, dann andersrum. Jemand der sich nicht gebildet hat, hat mMn weniger Anspruch auf soziale Leistungen, weil er nie ein Teil der für einander schaffenden Gesellschaft sein _wollte_. Mich kotzt diese Dumm-Ist-Cool-Kultur auch mega an. Und dass ich das so radikal sehe ist auch nicht irgendeiner privilegierten Position meinerseits zuzuschreiben... auch in der Steinzeit hat derjenige besser überlebt, wer gut jagen gelernt hat. Ich vermute aber, dass die sich die über die "Ungerechtheit" beschwerenden Gemüter keine Änderung in der relativen Zahl erfahren haben. Und klar kann einer besser Jagen als der andere aber der Jäger kann vllt nicht so gut Kochen. Wirklich inhärent unbrauchbare Menschen sind glaube ich sehr selten. Leute, die sich selbst unbrauchbar gemacht haben wiederrum....
Und von Automatisierung sind doch hauptsächlich die körperlich anstrengenden Jobs betroffen, für die man sich als Deutscher eh zu fein ist... ich glaube der Großteil hier (als Programmierer) lebt letztlich von Automatisierung :-). Ich finde den Fingerzeig auf die böse Automatisierung *minimal* hypokratisch ;-)
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Chromanoid
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Chromanoid »

Ich sehe meritokratische Ansätze ziemlich kritisch. Es wird uns viel zu viel in die Wiege gelegt, als dass solche Ansätze gerecht wären. Ich bin natürlich auch für Bildung, aber für eine die möglichst ohne monetäres Belohnungssystem auskommt. Keine Ahnung ob das gut funktioniert, aber manche Studiengänge machen es ja mehr oder weniger vor :D

Warum sollte die Automatisierung böse sein? Böse ist, wenn aus der Automatisierung nicht Konsequenzen gezogen werden.

BTW: Was bedeutet hypokratisch? Du meinst hypokritisch oder?
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

DerAlbi hat geschrieben:Jemand der sich nicht gebildet hat, hat mMn weniger Anspruch auf soziale Leistungen, weil er nie ein Teil der für einander schaffenden Gesellschaft sein _wollte_.
Willen und Verdienst zu beurteilen – insbesondere „Willen zu Schaffen“ – ist immer eine ganz heikle Sache. Denn für dich ist glasklar, wie das gehen soll, und dass du natürlich völlig in diese Kategorie gehörst. Wenn so ein System aber tatsächlich etabliert wird, läuft es eher hinaus auf: Arbeitslager in der Sovietunion, „Volksfeinde“ im Dritten Reich, oder „Arbeitsunwillige“ im Neoliberalismus (oder war’s die DDR?). Ist jedes Mal das gleiche: Man entscheidet auf Grundlage willkürlicher Politik, welche Menschen der Gesellschaft nützen und welche nicht, und letztere macht man bestenfalls mundtot.

Und als halbwegs gebildeter Mensch kannst du mir glauben, dass du einer der ersten wärst, die sie wegsperren würden.

Also wenn du ein internes Bewertungssystem hast, das den Nutzen von Menschen für die Gesellschaft bestimmt (falls ja, finde ich das übrigens pervers und ekelerregend), lass es doch mal über Politiker / Lobbyisten / Manager laufen, und deren beratende Think Tanks und Kanzleien. Ich bin ganz besonders gegen eine Bewertung durch Geld – aber falls die dein Ding ist, wie beim Großteil der Bevölkerung, rechne mal aus wie viele es von denen gibt, und was sie kriegen, und was sie dafür leisten, und vergleich das mit den Langzeiterwerbslosen, die tatsächlich „nicht wollen“ (3 % der Hartzer werden sanktioniert, und davon zum Großteil wegen Meldeversäumnissen; wäre ein Anfang) und deren „Ansprüchen“.

Ich meine nur – du guckst in die falsche Richtung, nämlich nicht nach oben ;)
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Jonathan
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Jonathan »

Neulich hab ich noch zwei Damen im Supermarkt darüber reden hören, dass ihre Großeltern ja alles noch repariert hätten, und heute schmeißt man alles weg.

Aber wenn ich das hier so lese, dann wird mir klar, dass eine Wegwerfgesellschaft der einzige gangbare Weg ist, auch wenn es bescheuert klingt. Alle Wirtschaftler reden davon, das ewiger Wachstum der einzige Weg ist und jeder immer irgendwie expandieren muss. Dir Frage ist halt, wer das alles konsumieren soll, aber das funktioniert schon, wenn man Dinge bloß kürzer benutzt. Und die Müllindustrie wird dadurch auch gefördert. Ganz so, als müssten wir immer effizienteres Produzieren mit immer bescheuerteren Konsumieren ausgleichen.

Ich glaube, wir haben nur deshalb noch die 40h Woche, weil man eben 40h arbeiten kann. Und wenn man doppelt so viel haben kann, wie sein Nachbar, macht man das halt auch. Gerade in Deutschland sind Lebensmittel geradezu absurd günstig (insbesondere Grundzutaten), und in heutigen Single-Wohnungen hätten früher ganze Familien gewohnt. Man kommt schon mit weniger arbeiten und weniger Geld aus, und hat dabei immer noch einen höheren Lebensstandard als 'damals'. Oder als 70% der anderen Menschen weltweit (oder welche Zahl auch immer).
Lieber dumm fragen, als dumm bleiben!
https://jonathank.de/games/
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

Jonathan hat geschrieben:Alle Wirtschaftler reden davon, das ewiger Wachstum der einzige Weg ist und jeder immer irgendwie expandieren muss.
Wirtschaftlern glaubst du? ;)

Mehr Konsum ist nur deshalb gewollt, weil die herrschende Elite von jedem Kauf überdurchschnittlich profitiert (das Geld für ein neues Handy fließt ja zum Großteil nicht in den deutschen Arbeitsmarkt oder in die Taschen der Arbeiter zurück). Der einzige Weg, als Reicher noch reicher zu werden (ohne zu klauen) ist, die Leute den Scheiß nochmal kaufen zu lassen. Und wenn sie’s sich nicht leisten können, dann lass sie halt Schulden machen. Wer den Konsumenten das als „einzigen Weg“ oder „Muss“ verkauft, ist hingewaschen, völlig blöd, oder selber gekauft.
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von DerAlbi »

Das Übel geht von den Banken aus. Durch Zinsen unterliegt das Geld zwangsläufig einem exponentiellen Wachstum, wo sich die Wirtschaft hinten ranhängt. Auch Wirtschaft soll ja exponentiell wachsen - was offensichtlich völlig hirnrissig ist.
Ich meine in den Nachrichten spricht man von "x% mehr Wirtschaftswachstum" das ist mathematisch gesehen schon die 2. Ableitung der Wirtschaft. Alter. gehts noch? Ich wär zufrieden, wenn die erste Ableitung nicht negativ ist. Aber eeeeh.......

Und Krishty: ganz ehrlich.. Produkthaltbarkeit ist kein Beschiss der reichen Elite, von der du nichts hast.... nicht nur, dass diese Bezeichnungen etwas zu viel Polemik tragen, sondern es ist auch offensichtlicher Unfug; und ich vermeide hier das Wort "Propaganda".. warum eigentlich? Die Arbeiter der Handyhersteller wurden dafür bezahlt, das Handy herzustellen. Würde man es nicht regelmäßig kaufen, hätten diese Arbeiter evtl keine Arbeit. Ist das nicht dein ursprüngliches Problem?. Außerdem bedenke man die ganze Kette zwischen Hersteller und Konsument. Die Geschäfte, die alle leer wären, würden die Geräte 20 Jahre halten, wären alle fürn Arsch. Mal davon abgesehen, dass langlebige Elektronik beim derzeitigen Fortschritt der Technik etwas unnötig redundantes ist.
Da auf die bösen Reichen zu zeigen, die hinterhältig durch fehlerhafte Designs den kleinen armen Bürger ausnehmen ist ja ne gute Story zu der man schnell Ja sagt, aber ich meine.. ernsthaft??
Der böse Reiche hat nen absoluten Scheiß davon, wenn er unzuverlässigen Schrott anbietet. Kaufst du dir 4x das gleiche vom gleichen Hersteller, weils unbrauchbar ist? Wirklich?
Respektabel. Geht wohl nur, wenn man fürs Geld nicht arbeitet :lol:
Zuletzt geändert von DerAlbi am 16.10.2015, 00:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

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Also wenn ich mir den Zusammenhang zwischen Wirtschaftsleistung und Armut ansehe, wäre ich froh, wenn die 1. Ableitung negativ wäre ;) Gilt übrigens auch für die Arbeitslosenquote (Arbeit macht arm).
DerAlbi hat geschrieben:Da auf die bösen Reichen zu zeigen, die hinterhältig durch fehlerhafte Fesigns den kleinen armen Bürger ausnehmen ist ja ne gute Story zu der man schnell Ja sagt, aber ich meine.. ernsthaft??
Der böse Reiche hat nen absoluten Scheiß davon, wenn er unzuverlässigen Schrott anbietet. Kaufst du dir 4x das gleiche vom gleichen Hersteller, weils unbrauchbar ist? Wirklich?
Respektabel. Geht wohl nur, wenn man fürs Geld nicht arbeitet :lol:
Öh … schonmal von Planned Obsolescence gehört? (Ich werd’s nie buchstabieren können ;) ) Oder von der Produktstrategie großer Software-Konzerne?
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von DerAlbi »

Natürlich. Designte Lebenszeit ist dank gut berechenbarer Lebenszeit von Elektrolykondensatoren extrem zuverlässig. Zähler in Druckerpatronen sind da auch ein Beispiel, wobei die ingenieurtechnisch nichtmal anspruchsvoll sind, sondern echt einfach nur aus einer Bösartigkeit heraus entstehen.
Dennoch haben die Firmen, die Scheiße produzieren (langfristig) nichts davon. Denkst du nachdem bekannt wurde, welcher Drucker assoziale Seiten-Zähler drin haben, dass sich die Modelle noch gut verkaufen? Die Firmen, die sowas machen, bekommen dafür genug aufs Maul.
Bis auf Microsoft. Oder Facebook. Die machen, was sie wollen. Kann keiner was dagegen tun. An der Stelle ist der Markt aber auch kaputt.
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

DerAlbi hat geschrieben:Denkst du nachdem bekannt wurde, welcher Drucker assoziale Seiten-Zähler drin haben, dass sich die Modelle noch gut verkaufen?
Also bei Epson kam’s 2008 raus; lief damals sogar im Fernsehen. Sie sind jetzt drittgrößter Druckerhersteller weltweit. Man muss die Leute nur genug mit Werbung vollkleistern (wieder so ein nutzloser Scheiß, der verboten gehört) ;)

Und naja; wie kaputt der Markt jetzt ist … dass der Markt nach gewisser Zeit von einer Handvoll Konzerne dominiert wird, die derart große Mittel einsetzen, dass jeder Konkurrent chancenlos ist … das ist IMO der natürliche Lauf. Der Kapitalismus nimmt ja zum Glück von vornherein an, dass alle Leute von sich aus schlecht und habgierig sind, und versucht das zum gemeinsamen Vorteil zu nutzen. Aber daran, dass Reiche immer reicher werden (nächstes Jahr gehört die halbe Welt dem obersten Prozent) – egal ob durch Zins oder durch Korruption – zerbricht auch der. Und da kann mir niemand erzählen, dass man die pfandflaschensammelnden Armen einfach mehr peitschen müsste, damit sie mit zweistelligen Milliardären konkurrieren können. Das ist, um das Wort nochmal aufzugreifen, einfach Propaganda zwecks Systemerhalt – im Gegenteil müsste man erstmal gewaltig umverteilen, um sowas wie Wettbewerb wiederherstellen zu können. In so ziemlicher jedem Bereich, und global gesehen sowieso.

Um das von oben noch abzuschließen – ich bin absoluter Verfechter von Automatisierung (ich sollte vllt mal einen Bot schreiben, der für mich ZFX bekleistert) und Fortschritt (nicht unbedingt von Wachstum). Aber anstatt daraus die Chance zu ergreifen, Arbeit zum Großteil einfach sein zu lassen und uns weitgehend durch Technologie versorgen zu lassen, sind wir den umgekehrten Weg gegangen und haben immer mehr Arbeit erfunden – aus unserer Sicht, um kulturelle Tradition zu erhalten; Identität aufrecht zu erhalten; wasweisich – aber aus Sicht der herrschenden Elite eine wunderbare Sache, um das Feudalsystem, das mit der Industrialisierung bröckelte, am Kacken zu halten. Und damit geht es uns nichtmal so beschissen wir der unteren Hälfte der Welt, die wir ausbeuten. Und jeder, der nicht mehr will, muss sich vor aller Welt dafür rechtfertigen? Mein Leben vor einer Wegwerfgesellschaft wirtschaftlich rechtfertigen? Lächerlich.
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von DerAlbi »

Na du sollst dich ja nicht vor der gesamten Welt rechtfertigen, aber vor den Leuten, von denen du lebst vielleicht schon. Als Kind hast du dich auch vor deinen dich erziehenden Versorgern rechtfertigen müssen.. sowas ändert sich doch im Alter nicht, solange man die eigene Abhängigkeit nicht bekämpft. Dafür ist man selbst verantwortlich.
Wenn das Rechtfertigen allerdings so aussieht, einfach zu sagen: "ich will nicht teil des system sein, weil das system scheiße ist", dann ist das in meinen Augen extreme Heuchlerei, solange man vom gleichen System erhalten wird. Die Hand zu beißen, die einen füttert ist recht einfach, wenn die Hand keine Konsequenzen daraus zieht. Man kann sich beschweren wie man will und so laut schreien, wie ein kleines Kind... das System wird dich am Leben erhalten und dir Geld, Gesundheit, Menschenrechte und Sicherheit geben, wenngleich nicht zu dem Standard, den du gern kostenlos hättest.
Eigentlich ein gutes System, das so scheiße ist, oder? Ich denke man sollte unbedingt noch höheren Standard fordern.
Der echte Rebell verweigert dann auch Harz4, wandert (ich empfehle Länder, ohne soziales Netz :-) ) aus oder was auch immer. Aber so?
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

DerAlbi hat geschrieben:Na du sollst dich ja nicht vor der gesamten Welt rechtfertigen, aber vor den Leuten, von denen du lebst vielleicht schon.
Für ein menschenwürdiges Überleben? Nein, dafür muss man sich nicht rechtfertigen. Haben viele entwickelte Länder vor langer Zeit abgeschafft ;)
DerAlbi hat geschrieben:Als Kind hast du dich auch vor deinen dich erziehenden Versorgern rechtfertigen müssen..
Nein. Wäre auch tieftraurig gewesen. Werde ich meinen Kindern auch niemals antun. Falls du sowas erleben musstest, tut es mir leid; das sollte niemand. Ich hoffe auch, dass du, wenn du mal Kinder hast, mittags das Essen nicht nach Schulnoten verteilst.
DerAlbi hat geschrieben:Wenn das Rechtfertigen allerdings so aussieht, einfach zu sagen: "ich will nicht teil des system sein, weil das system scheiße ist", dann ist das in meinen Augen extreme Heuchlerei, solange man vom gleichen System erhalten wird.
Naja; realistisch gesehen hat man ja schlecht die Wahl, wenn keinen Grundbesitz ;)
DerAlbi hat geschrieben:Man kann sich beschweren wie man will und so laut schreien, wie ein kleines Kind... das System wird dich am Leben erhalten und dir Geld, Gesundheit, Menschenrechte und Sicherheit geben, wenngleich nicht zu dem Standard, den du gern kostenlos hättest. Eigentlich ein gutes System, das so scheiße ist, oder? Ich denke man sollte unbedingt noch höheren Standard fordern.
Das sollte man immer – schon allein, weil die Gegenseite ständig niedrigere Standards fordert. Wenn die Geschichte eins gezeigt hat, dann, dass Rechte – egal wie hart erkämpft – sofort weg sind, sobald man aufhört, sie einzufordern.

Übrigens, schreib nicht immer "du" und "man" durcheinander. Davon hat nicht viel mit mir persönlich zu tun :P
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von DerAlbi »

Also wenn man jemanden persönlich um einen Gefallen bietet und derjenige fragt, wozu das ist, würdest du sagen, dass es völlig gerechtfertigt ist, dem persönlichen Dienstleister anzufauchen, wie menschenunwürdig solch eine Frage ist und dass man dich bitte einfach die gewünschte Dienstleistung ausführen sollte (und zwar gefälligst kostenlos!).. weil wegen ist so.
Ja, ich denke auch du hättest als Laufbursche sofort die Einsicht, dass es dich nichts angeht. Ganz klar. Also: Bitte beschaff mir eine Badewanne. Bitte tu.
Merkst du, wie sich in dir Gegenwillen bildet, dem nicht nachzukommen? Ich mein warum solltes du? Geht dich nichts an. Weil ich aber anders bin als du, sage ich es dir: es würde doch meinen Lebensstandard erhöhen! Also bitte tu doch! Will Badewanne! Husch Husch!
Lächerlich, wie ich das schreibe findest du? Aber Steuern anderer kassieren und sich dann _davon_ ne Badewanne kaufen wär ok?
Wer von uns beiden wird denn Menschenunwürdig behandelt? Der, der parasitär fordert, oder der, der vom Parasiten ausgenutzt wird? Da Soll der Ausgenutzte doch einfach die Arbeit vom nächsten machen lassen und auch einfach fordern, richtig? Supi. Die Kette geht in Deutschlad 80Mio mal und dann? Keiner machts, keiner kümmert sich um irgendwas. Ergebnis: keiner hat ne Badewanne! Glückwunsch, man senkt den Lebensstandard für alle... einfach nur, indem man frech fordert. Nehmen ohne Geben. Weil man selbst so krass viel Wert ist, dass es zur Normalität gehört, auf kosten anderer zu Leben.. Man ist eben so viel Wert, wie es einem das deutsche Geburtsrecht eingesteht..

Und ja, ich weiß, dass es nicht konkret um dich geht. Keine Sorge.
Ich hab auch nicht direkt was gegen Arbeitslosigkeit. Ich meine.. nach vllt 5..10 Jahren Arbeitsleben hat man seine Bildung zurückgezahlt, für jedes weitere Jahr kann man vllt 4 Monate arbeitslos sein, ohne dem Staat wirkich viel zu kosten. Man hat in dem Fall den Staat einfach nur als Bank benutzt; hat ins Konto eingezahlt und nimmt dann Geld wieder raus. Fänd ich ok.
Aber in Deutschland irgendwas "menschenunwürdig" zu beschreien find ich etwas abwegig. Ich würde gern mal wissen, wo man menschenwürdiger behandelt wird... und warum man nicht schon dort lebt. Also echt jetzt. Das klingt einfach nach Realitätsverlust. Der Grad der Verwöhntheit, den wir hier erleben, macht wohl manche blind für die Tatsache, dass Menschen sterben, um über Zäune zu klettern, hinter denen Menschenrechte überhaupt ersteinmal existieren. Aber heyyyy.. Aus den Augen, aus dem Sinn. Uns gehts hier ja so dreckig. Ständig muss man einkaufen gehen.. mit Geld, dass andere für einen erarbeiten. Jaah, doch also... solange man Arbeitslos ist, ist man echt mies dran.

Sry, nur weil nich alles perfekt ist.. ich kann Frustration ja nachvollziehen. Aber die ist Teil der menschlichen Natur, nicht des Systems. Glaub mir, wäre das System anders, wärst du mit was anderem unzufrieden. Es wird nicht besser, egal, wie viel besser es wird.
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Chromanoid
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Chromanoid »

DerAlbi hat geschrieben:Also wenn man jemanden persönlich um einen Gefallen bietet und derjenige fragt, wozu das ist, würdest du sagen, dass es völlig gerechtfertigt ist, dem persönlichen Dienstleister anzufauchen, wie menschenunwürdig solch eine Frage ist und dass man dich bitte einfach die gewünschte Dienstleistung ausführen sollte (und zwar gefälligst kostenlos!).. weil wegen ist so.
Das kommt doch immer darauf an, wie das Gegenüber in die Position gekommen ist, den Gefallen bieten zu können.

Geld galt noch nie als Maßstab für etwas, das man auch verdient hat. Es ist ein abstraktes Tauschmittel, das sich sehr gut dazu eignet, den eigentlich erwünschten Zusammenhang zwischen persönlichem Engagement für die Gesellschaft und entsprechender "verdienter Belohnung" zu zerstreuen.

Geld und das Konzept von Besitz sind in erster Linie ein Mittel zur Ausbeutung derjenigen, die nichts haben, und ein Trick zur ungerechten Anhäufung von geschuldeten Gefallen. Wären wir in einer Welt ohne Geld oder anderes abstraktes Tauschmittel, würde niemand auf die Idee kommen, dass 1% der Bevölkerung es verdient haben, die halbe Welt zu besitzen, bzw. dass sie so viele Gefallen erbracht haben könnten, dass die Weltbevölkerung ihnen die halbe Welt schuldet.
DerAlbi hat geschrieben:Sry, nur weil nich alles perfekt ist.. ich kann Frustration ja nachvollziehen. Aber die ist Teil der menschlichen Natur, nicht des Systems. Glaub mir, wäre das System anders, wärst du mit was anderem unzufrieden. Es wird nicht besser, egal, wie viel besser es wird.
Genau das wird doch in jedem System behauptet und trotzdem werden wir zumindest bezüglich der allg. Lebensqualität besser. Das kommt aber nicht von Leuten, die behaupten, dass es keine besseren Systeme gibt.

Die Regeln der Menschen und die Menschen selbst lassen sich ausnutzen und es gibt "Exploits", die schon seit Jahrtausenden genutzt werden. In einem Computerspiel würde man von sehr sehr schlechtem Balancing sprechen, wenn die Startposition und ein paar Zufallszahlen praktisch das ganze Spiel entscheiden.
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Schrompf
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Re: Wirtschaftssystem-Diskussion

Beitrag von Schrompf »

Ich hab das mal aus dem Jammer-Thread abgetrennt, damit man hemmungsarm weiterdiskutieren kann.
Früher mal Dreamworlds. Früher mal Open Asset Import Library. Heutzutage nur noch so rumwursteln.
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Krishty
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Re: Sozialsystem-Diskussion

Beitrag von Krishty »

Danke; ich habe nochmal den Titel geändert weil’s hier eigentlich um Hilfsleistungen / Sozialstaat / Wohlfartsstaat geht statt um sowas wie "Kapitalismus vs. Kommunismus" (hoffe ich)
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von kaiserludi »

Krishty hat geschrieben:Bild

Also wenn ich mir den Zusammenhang zwischen Wirtschaftsleistung und Armut ansehe, wäre ich froh, wenn die 1. Ableitung negativ wäre ;) Gilt übrigens auch für die Arbeitslosenquote (Arbeit macht arm).
DerAlbi hat geschrieben:Da auf die bösen Reichen zu zeigen, die hinterhältig durch fehlerhafte Fesigns den kleinen armen Bürger ausnehmen ist ja ne gute Story zu der man schnell Ja sagt, aber ich meine.. ernsthaft??
Der böse Reiche hat nen absoluten Scheiß davon, wenn er unzuverlässigen Schrott anbietet. Kaufst du dir 4x das gleiche vom gleichen Hersteller, weils unbrauchbar ist? Wirklich?
Respektabel. Geht wohl nur, wenn man fürs Geld nicht arbeitet :lol:
Öh … schonmal von Planned Obsolescence gehört? (Ich werd’s nie buchstabieren können ;) ) Oder von der Produktstrategie großer Software-Konzerne?
Schau dir mal an, wie die Armutsgrenze in Deutschland definiert ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Armutsgrenze
Wenn also die Durchschnittseinkommen steigen, dann steigt damit automatisch gleichzeitig auch die Armutsgrenze. Du kannst also mehr haben als vorher und dennoc hvorher über und nun plötzlich unter der Armutsgrenze liegen, selbst wenn es dir auch nach Abzug der Inflation tatsächlich besser geht als vorher, einfach weil es dir nicht so viel besser als vorher geht wie anderen. Die offiziellen Armutszahlen in Deutschland sagen also Null darüber aus, wie viel Prozent der Bevölkerung tatsächlich arm sind, sie sagen nur etwas darüber aus, wie ungleich das Einkommen verteilt ist. Um herauszufinden, wie viel Prozent tatsächlich arm sind, müsste man ähnlich wie in der Schweiz und den USA üblich einen jährlich an die Inflation von für die Grundversorgung nötigen Gütern angepassten absoluten Einkommensbetrag pro Person und Zeitineheit als Grundlage ansetzen.
"Mir ist auch klar, dass der Tag, an dem ZFX und Developia zusammengehen werden der selbe Tag sein wird, an dem DirectGL rauskommt."
DirectGL, endlich ist es da
:)

"According to the C++ standard, it's "undefined". That's a technical term that means, in theory, anything can happen: the program can crash, or keep running but generate garbage results, or send Bjarne Stroustrup an e-mail saying how ugly you are and how funny your mother dresses you." :shock:[/size]
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Re: Jammer-Thread

Beitrag von Krishty »

Entschuldigt, dass ich das hier schleifen lasse – hatte letztes Wochende wenig Zeit und dann den Faden verloren.
kaiserludi hat geschrieben:Wenn also die Durchschnittseinkommen steigen, dann steigt damit automatisch gleichzeitig auch die Armutsgrenze.
Japp.
kaiserludi hat geschrieben:Du kannst also mehr haben als vorher und dennoc hvorher über und nun plötzlich unter der Armutsgrenze liegen, selbst wenn es dir auch nach Abzug der Inflation tatsächlich besser geht als vorher, einfach weil es dir nicht so viel besser als vorher geht wie anderen. Die offiziellen Armutszahlen in Deutschland sagen also Null darüber aus, wie viel Prozent der Bevölkerung tatsächlich arm sind
Ja, das stimmt. Ich hätte „Armut“ wohl besser vermeiden sollen (wie du „gut gehen“) und stattdessen „lohnt nicht“ schreiben sollen. Denn
kaiserludi hat geschrieben:sie sagen nur etwas darüber aus, wie ungleich das Einkommen verteilt ist
… und diese Ungleichheit steigt, je stärker die Wirtschaft ist. Das bedeutet: Je mehr Menschen arbeiten, und je härter sie arbeiten, desto weniger Anteil haben sie an dem, was erwirtschaftet wird.

Selbstverständlich bedeutet das nicht sofort, dass sie weniger zu leben haben, denn das hängt eben auch von der Preisentwicklung ab – und darüber sagt die Statistik Null aus. Auch die Inflationsstatistik leider nicht (denn die profitiert z.B. stark von den gesunkenen pro-MB-Preisen für Internet und Mobilfunk, die sich nicht gerade auf Arme beziehen). Es würde mich aber schon sehr überraschen, wenn eine steigende Reichtumsschere Armut verringern würde (Trickle Down klappt ja nicht).
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Re: Sozialsystem-Diskussion

Beitrag von Zudomon »

Also für mich klingt das sehr nach Sklaverei und Ausbeutung...
[youtube]pbf8s5K53KI[/youtube]
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Re: Sozialsystem-Diskussion

Beitrag von LONy »

Um mich auch ein wenig an der Diskussion (indirekt) zu beteiligen, hier ein Beitrag den ich gerade im heise Forum gelesen habe, und der - wie ich finde - ganz gut passt:

http://www.heise.de/forum/heise-online/ ... 0520/show/

Neben meiner fast Vollzeitarbeit (30 Std. Woche) bewältige ich ein Vollzeit Masterstudium (jeden Tag ca. 4 SWS). Ich könnte zwar meine Arbeitszeit weiter reduzieren, da würde mein Arbeitgeber mitspielen, aber dafür macht die Arbeit zu viel Spaß und sie muss ja auch gemacht werden. Vielleicht bin ich auch zu geizig auf mehr Lohn zu verzichten. Nach dem Studium könnte ich mir aber auch gut vorstellen, meine Wochenarbeitszeit bei 30 Std. zu lassen und nebenbei mehr dem Hobby nachzugehen :)
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