Copyrights und Urheberrechte

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starcow
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Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von starcow »

Abend zusammen :-)
Wie verhält es sich eigentlich mit Copyrights und Urheberrechte auf Code? Ich denke da in erster Linie an sehr kurze Codes, Code-Snippets oder Algorithmen.
Ich habe eben den Code zum "Quake inverse-sqrt-hack" gesehen. Der Code ist ja gerade mal 12 Zeilen lang - steht aber unter der GPL.
Bedeutet das jetzt, dass man für "closed source" nichts mehr "derartiges" schreiben kann? Selbst dann nicht, wenn man aus eigener Kraft im Wesentlichen auf die selbe Lösung gekommen wäre (mit einer leicht anderen Syntax)?
Oder ist damit nur eine 1:1 zeichengenaue Kopie gemeint?
Falls nein, wie soll man sich denn sicher sein, dass der eigens geschriebene Code nicht irgendwo geschützt ist und man bei Release seiner Software mit einer Klage zu rechnen hat?
Es dürfte ja unzählige Algorithmen geben, die so fundamental sind, dass man ohne sie gar nicht mehr wirklich programmieren könnte. Gibt es im Urheberechtsbereich Mechanimsen, die verhindern, dass da plötzlich der Copyright-Hammer fällt?

Gruss starcow
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Schrompf
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Schrompf »

Grundsätzlich: nein, es gibt keine Mechanismen, die Hirn in die Angelegenheit bringen. Das ist eines der großen Ärgernisse der modernen Zeit. Aber:
a) Man sieht dem Kompilat aber üblicherweise nicht an, ob der Source nun GPL ist oder nicht.
b) Die GPL konkret schützt den Quelltext, nicht den Algorithmus.

In Deinem konkreten Fall der Quake-Wurzel kannst Du also stressfrei den Code selbst getippt haben und alles ist gut. Die GPL schützt nur den konkreten Quelltext, der da steht. Und das ist auch der Grund, warum niemand mehr GPL verwendet, wenn's wirklich um Open Source geht. Du verhinderst mit der GPL halt faktisch eine Weiterverwendung in allem außer Code, der selbst GPL wird. Das war der Sinn hinter der GPL, und diese Art des Denkens ist sowas von 1980er.

Es gibt allerdings jede Menge Algorithmen, die tatsächlich patentiert sind. Und da würde Dich auch nicht schützen, wenn Du selbst drauf gekommen bist und gar nix vom Algorithmus wusstest und das Patent nicht kennst. Das reine Wiedererkennen im Executable könnte bereits ein Problem werden. Nun zieht natürlich nur in extremen Ausnahmefällen (z.B. PhysX vs. Valve) tatsächlich jemand los und guckt in die Exe. Daher fühle ich mich zumindest im Alltag halbwegs sicher vor Patenten.
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Krishty
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Krishty »

Kommt auf die Region an, in der du das Programm verteilst.

In der EU gibt es keine Software-Patente. Es das Urheberrecht auf Quelltext, den du für dein Werk genau so wenig abtippen darfst wie ein Buch aus dem Handel, sofern seine Lizenz es nicht explizit erlaubt.

Das Kompilat selber unterliegt ebenfalls dem Urheberrecht – du darfst nicht das Kompilat von Microsofts Word kopieren und es an andere verteilen.

Komplett grundsätzliche Quelltexte und Kompilate – mal ganz blöd die Negation einer Binärzahl oder so – dürften nicht die nötige Schöpfungshöhe erreichen, dass das Urheberrecht greift. Speziell darf Urheberrecht nicht greifen, wenn technisch keine Alternative zum geschützten Prozess besteht. Da die Normalisierung eines Vektors technisch auf unterschiedliche Arten möglich ist, musst du da was eigenes (unterschiedliches) tippen und kompilieren. Wäre das hingegen technisch die einzige Möglichkeit, dürftest du es zum Erreichen eines höheren Zwecks abkupfern (aber nicht in Isolation).

Anders ist die Situation, wenn du dein Programm z. B. in den USA verteilst. Dort gibt es Software-Patente; dort ist jeder Kleinscheiß durch Patente geschützt – beispielsweise (x ^ 0x80000000) - 0x80000000 für den Betrag einer Ganzzahl (Sun Microsystems). Da gibt es dann auch Patent-Trolle, die extra nach sowas suchen und dich dann in Grund und Boden klagen.

Wenn du nichts aus den USA verkaufst/verteilst, kann dir das aber den Rücken runterrutschen.

Zur Moral: Wenn jemand seinen Quelltext unter GPL stellt, hatte er wohl die Hoffnung und Absicht, dass jeder, dem er nützt, etwas an die Gemeinschaft zurückgibt. Sowas verletze ich ungern.
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Jonathan
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Jonathan »

Gibt es denn eine sinnvolle Definition von dem nationalen Vertrieb von Software? Wenn ich jetzt mein Programm auf meine Webseite stelle und auf Twitter dafür Werbung mache und ein Amerikaner das runterlädt - was bedeutet das? Spontan würde ich annehmen, dass es um kommerzielle Software geht, d.h. wenn man Kunden aus Amerika hat, vertreibt man es auch dort.
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Krishty
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Krishty »

Mein letzter Stand ist, dass sie dann genau so wie bei „Raub“kopien vorgehen.

Sie können dich nicht in Deutschland verklagen, weil du nicht gegen deutsches Recht verstoßen hast. Sie können dich in den USA verklagen, aber so lange du dort nicht ansässig bist, ist dir das egal (und wird vielleicht auch abgewiesen?!).

Sie können wohl nur zu Google/Twitter/facebook und all den anderen US-Webseiten gehen und einen DMCA-Takedown beantragen.

Andere Länder, andere Gesetze. Wir haben nunmal kein globales „Internet-Recht“. Wenn ein Russe dein Programm klaut und auf seiner russsischen Website anbietet, bist du genau so machtlos.
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Lord Delvin
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Lord Delvin »

Mein letzter Stand ist, dass die Masse aufgegeben hat sich darum zu kümmern ;)
Als Faustregel würde ich nichts anschauen, was GPL im namen der Lizenz hat.
Für Lizenzen mit mehr Text als Apache v2 wirst du vermutlich sowieso einen Anwalt brauchen.
Wenn du kein Geld verdienst und so aussiehst als hättest du keins, dann interessiert sich normalerweise auch keiner für dich. Teilweise gibt's dazu auch Gesetze, aber Gesetze ändern sich auch.
Extrem unlustig wird es, wenn Sprachen Sachen machen, die in einem C-Übersetzungsmodell nicht vorkommen und man sich jetzt überlegen muss, wem welcher Code jetzt gehört und ob das im Sinne der Lizenz Quellcode oder Maschinencode ist.

Wenn du Geld verdienen willst würde ich echt nur Sachen verwenden die entweder wirklich Open Source sind (Apache, MIT, BSD,..) oder für die du extra Lizenzen erworben hast. Oder du bezahlst jemanden, der dir erklärt wie sich das für dich verhält. Und Patente sind tatsächlich etwas, worüber man sich getrennt Gedanken machen muss.
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starcow
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von starcow »

Erstmal Danke für die guten Infos!
Schrompf hat geschrieben: 06.07.2021, 07:54 Es gibt allerdings jede Menge Algorithmen, die tatsächlich patentiert sind. Und da würde Dich auch nicht schützen, wenn Du selbst drauf gekommen bist und gar nix vom Algorithmus wusstest und das Patent nicht kennst. Das reine Wiedererkennen im Executable könnte bereits ein Problem werden. Nun zieht natürlich nur in extremen Ausnahmefällen (z.B. PhysX vs. Valve) tatsächlich jemand los und guckt in die Exe. Daher fühle ich mich zumindest im Alltag halbwegs sicher vor Patenten.
Es gibt ja viele Algorithmen die relativ tief an der "Basis" ansetzen, wie z.B. das traversieren eines Baumes, das Konzept eines BSP-Trees, bekannte Such-Algorithmen, Ryacasting-Algorithmen, etc. Diese sind ja für viele Entwicklungen kaum wegzudenken. Ich nehme jetzt mal an, dass diese davon nicht betroffen sind.
Jonathan hat geschrieben: 06.07.2021, 11:53 Gibt es denn eine sinnvolle Definition von dem nationalen Vertrieb von Software? Wenn ich jetzt mein Programm auf meine Webseite stelle und auf Twitter dafür Werbung mache und ein Amerikaner das runterlädt - was bedeutet das? Spontan würde ich annehmen, dass es um kommerzielle Software geht, d.h. wenn man Kunden aus Amerika hat, vertreibt man es auch dort.
Wäre jetzt auch meine nächste Frage gewesen. Danke für die Erläuterung Krishty. :-)
Lord Delvin hat geschrieben: 07.07.2021, 18:08 Wenn du Geld verdienen willst würde ich echt nur Sachen verwenden die entweder wirklich Open Source sind (Apache, MIT, BSD,..) oder für die du extra Lizenzen erworben hast. Oder du bezahlst jemanden, der dir erklärt wie sich das für dich verhält. Und Patente sind tatsächlich etwas, worüber man sich getrennt Gedanken machen muss.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Krishty »

starcow hat geschrieben: 07.07.2021, 21:31
Schrompf hat geschrieben: 06.07.2021, 07:54 Es gibt allerdings jede Menge Algorithmen, die tatsächlich patentiert sind. Und da würde Dich auch nicht schützen, wenn Du selbst drauf gekommen bist und gar nix vom Algorithmus wusstest und das Patent nicht kennst. Das reine Wiedererkennen im Executable könnte bereits ein Problem werden. Nun zieht natürlich nur in extremen Ausnahmefällen (z.B. PhysX vs. Valve) tatsächlich jemand los und guckt in die Exe. Daher fühle ich mich zumindest im Alltag halbwegs sicher vor Patenten.
Es gibt ja viele Algorithmen die relativ tief an der "Basis" ansetzen, wie z.B. das traversieren eines Baumes, das Konzept eines BSP-Trees, bekannte Such-Algorithmen, Ryacasting-Algorithmen, etc. Diese sind ja für viele Entwicklungen kaum wegzudenken. Ich nehme jetzt mal an, dass diese davon nicht betroffen sind.
In den USA definitiv schon. Das Patent für den BSP-Tree bspw. dürfte aber mittlerweile abgelaufen sein.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Lord Delvin »

starcow hat geschrieben: 07.07.2021, 21:31
Lord Delvin hat geschrieben: 07.07.2021, 18:08 Wenn du Geld verdienen willst würde ich echt nur Sachen verwenden die entweder wirklich Open Source sind (Apache, MIT, BSD,..) oder für die du extra Lizenzen erworben hast. Oder du bezahlst jemanden, der dir erklärt wie sich das für dich verhält. Und Patente sind tatsächlich etwas, worüber man sich getrennt Gedanken machen muss.
Meinst du mit "Geld verdienen" auch ein kleineres Indie-Spiel?
Aus dem Grund würde ich ein kleines Indie-Spiel eher verschenken, als irgendwo 1k€ einzunehmen. Wenn du die rechtlichen Risiken an einen Publisher abgeben kannst, würde ich das machen. Ich bin da aber vorsichtig, lebe nicht davon und habe es auch nicht vor.
Du musst auch aufpassen, was passiert, wenn du sowas entwickelst und gleichzeitig irgendwo angestellt bist. Das solltest du auf jeden Fall mit deinem Arbeitgeber klären. In aller Regel ist das etwas, dass du bei ihm beantragen musst, dass er dir aber nicht verwehren darf. (es sei denn es wäre z.B. ein Spielestudio)
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Krishty »

Lord Delvin hat geschrieben: 09.07.2021, 16:14Du musst auch aufpassen, was passiert, wenn du sowas entwickelst und gleichzeitig irgendwo angestellt bist. Das solltest du auf jeden Fall mit deinem Arbeitgeber klären. In aller Regel ist das etwas, dass du bei ihm beantragen musst, dass er dir aber nicht verwehren darf. (es sei denn es wäre z.B. ein Spielestudio)
Quelle? Den Arbeitgeber hat so etwas eigentlich nur zu interessieren, wenn es sich auf die Angestelltentätigkeit auswirkt – wenn das privat entwickelte Spiel bspw. ein Konkurrenzprodukt zu dem des Arbeitgebers darstellt, oder wenn du von der abendlichen Entwicklung deart übermüdet bist, dass du deiner Angestelltentätigkeit nicht mehr ordentlich nachkommen kannst.

Wen du aber informieren musst: Die Krankenkasse. Wenn das Spiel ein Überraschungserfolg wird und du reich, musst du nämlich deine Krankenkassenbeiträge selber bezahlen (bei jeder Nebentätigkeit muss die Kasse gewichten, wer die Beiträge zahlt).
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Jonathan »

Krishty hat geschrieben: 09.07.2021, 18:53Quelle? Den Arbeitgeber hat so etwas eigentlich nur zu interessieren, wenn es sich auf die Angestelltentätigkeit auswirkt – wenn das privat entwickelte Spiel bspw. ein Konkurrenzprodukt zu dem des Arbeitgebers darstellt, oder wenn du von der abendlichen Entwicklung deart übermüdet bist, dass du deiner Angestelltentätigkeit nicht mehr ordentlich nachkommen kannst.
Naja, Wikipedia sagt z.B. zu Nebentätigkeiten:
Im Arbeitsvertrag darf festgelegt sein, dass jede Nebentätigkeit dem Arbeitgeber unaufgefordert und vor Aufnahme der Nebentätigkeit anzuzeigen ist.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Schrompf »

Zwei verschiedene Sachen:

a) Non-Compete-Clause: der Arbeitgeber darf verlangen, dass Du nix tust, was allzu nah am Berufsfeld liegt, weil dann der Verdacht nahe liegt, dass Du Arbeitgeberressourcen zweitverwendest.
b) Nebentätigkeit: der Arbeitgeber hat von der Berufsgenossenschaft die Pflicht, Dein Wohlergehen im Blick zu haben. Wenn Du 40h/Woche für ihn arbeitest und eine stundenanzahl-nennenswerte Nebentätigkeit ausführst, kann tatsächlich der Arbeitsschutz greifen.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von starcow »

Krishty hat geschrieben: 07.07.2021, 21:41In den USA definitiv schon. Das Patent für den BSP-Tree bspw. dürfte aber mittlerweile abgelaufen sein.
Ich meine in Fabien Sanglard Buch über DooM (DooM Black Book) gelesen zu haben, dass Carmack ebenfalls auf bereits vorhandene Idden zurückgegriffen hat und die BSP-Methode nicht (zumindest nicht in Gänze) selbst ersonnen hat.
Heisst das, man hätte in den 90'er Jahren gar kein doom-ähnliches Spiel entwickeln können? Weil auf BSP hätte man in dieser Zeit ja kaum verzichten können.
Lord Delvin hat geschrieben: 09.07.2021, 16:14 Aus dem Grund würde ich ein kleines Indie-Spiel eher verschenken, als irgendwo 1k€ einzunehmen. Wenn du die rechtlichen Risiken an einen Publisher abgeben kannst, würde ich das machen. Ich bin da aber vorsichtig, lebe nicht davon und habe es auch nicht vor.
Du musst auch aufpassen, was passiert, wenn du sowas entwickelst und gleichzeitig irgendwo angestellt bist. Das solltest du auf jeden Fall mit deinem Arbeitgeber klären. In aller Regel ist das etwas, dass du bei ihm beantragen musst, dass er dir aber nicht verwehren darf. (es sei denn es wäre z.B. ein Spielestudio)
Nur weiss man als kleiner Indie ja so gut wie nie, ob man mit dem Spiel nur ein paar Groschen oder doch ein nennenswertes Sümmchen verdienen wird. Dies würde ja bedeuten, dass man das Entwickeln - sofern man plant damit auch etwas zu verdienen - gleich seinlassen könnte.
Ich verstehe dich jetzt so, dass wenn man es trotzdem tut, man sich in ein gefährliches Minenfeld begiebt. Wie machen dass denn all die Indie-Entwickler - auch hier im Forum? Einfach wagemutig riskieren?
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Jonathan »

starcow hat geschrieben: 09.07.2021, 23:48 Nur weiss man als kleiner Indie ja so gut wie nie, ob man mit dem Spiel nur ein paar Groschen oder doch ein nennenswertes Sümmchen verdienen wird. Dies würde ja bedeuten, dass man das Entwickeln - sofern man plant damit auch etwas zu verdienen - gleich seinlassen könnte.
Ich verstehe dich jetzt so, dass wenn man es trotzdem tut, man sich in ein gefährliches Minenfeld begiebt. Wie machen dass denn all die Indie-Entwickler - auch hier im Forum? Einfach wagemutig riskieren?
Aber ist das nicht einfach nur ein wenig zusätzliche Bürokratie? Im Zweifelsfalle muss man dann doch einfach Gewerbe anmelden (1 Termin + <50€ Gebühr) und ein paar Briefe (Steuererklärung etc.) schreiben. Solange man zu wenig verdient passiert dann halt nichts, danach bezahlt man dann regulär Steuern und so.
In meiner Vorstellung hat man dann also vielleicht insgesamt 2 Tage Aufwand, und wenn man ernsthaft vermutet Geld damit verdienen zu können, sollten die ja auch drin sein.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Lord Delvin »

starcow hat geschrieben: 09.07.2021, 23:48 Nur weiss man als kleiner Indie ja so gut wie nie, ob man mit dem Spiel nur ein paar Groschen oder doch ein nennenswertes Sümmchen verdienen wird. Dies würde ja bedeuten, dass man das Entwickeln - sofern man plant damit auch etwas zu verdienen - gleich seinlassen könnte.
Das kommt jetzt sehr auf deine Motivation an.
Aber im Grunde will ich das ausdrücklich nicht.
Ich will nur auf ein paar rechtliche Hürden hinweisen, weil es mir passend erschien, die dazu führen, dass ich drei Zettel rumliegen habe, die ich auf keinen Fall wegwerfen darf. Die genau das mit meinem aktuellen und meinem letzten Arbeitgeber regeln.
Das mit dem "non-compete" ist bei großen Arbeitgebern nicht so einfach, weil du nicht wissen kannst, woran der gerade arbeitet.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Krishty »

starcow hat geschrieben: 09.07.2021, 23:48Heisst das, man hätte in den 90'er Jahren gar kein doom-ähnliches Spiel entwickeln können? Weil auf BSP hätte man in dieser Zeit ja kaum verzichten können.
Doch, aber man hätte das entweder mit dem Patentinhaber abklären müssen oder sich darauf verlassen müssen, dass er nicht klagt.

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob Software-Patente in den USA schon in den 90ern so ein Graus waren wie heute, oder ob das erst in den 2000ern so schlimm wurde.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von NytroX »

Wichtig dabei zu Wissen ist, dass Patente in den USA anders funktionieren als in Deutschland.
Dort wird auf "gut Glück" ein Patent ausgestellt, und ein Gericht klärt dann im Streitfall, ob das Patent überhaupt gültig ist, also die nötige Schaffenstiefe hat, ob es "prior art" gibt, etc. Aber es wird erstmal "blind" ausgestellt; es kann auch passieren dass es mehrere Pantete für das gleiche Thema gibt.
In Deutschland dauert der Patent-Prozess länger, dafür wird vorher geprüft. Dass das Patent dann später vor Gericht als ungültig erklärt wird, passiert eher selten.

Also in den USA braucht man immer einen Anwalt - da kann man auch verklagt werden, weil auf der Kaffeetasse nicht drauf steht, dass der Kaffe heiß ist.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von starcow »

Jonathan hat geschrieben: 10.07.2021, 00:24
starcow hat geschrieben: 09.07.2021, 23:48 Nur weiss man als kleiner Indie ja so gut wie nie, ob man mit dem Spiel nur ein paar Groschen oder doch ein nennenswertes Sümmchen verdienen wird. Dies würde ja bedeuten, dass man das Entwickeln - sofern man plant damit auch etwas zu verdienen - gleich seinlassen könnte.
Ich verstehe dich jetzt so, dass wenn man es trotzdem tut, man sich in ein gefährliches Minenfeld begiebt. Wie machen dass denn all die Indie-Entwickler - auch hier im Forum? Einfach wagemutig riskieren?
Aber ist das nicht einfach nur ein wenig zusätzliche Bürokratie? Im Zweifelsfalle muss man dann doch einfach Gewerbe anmelden (1 Termin + <50€ Gebühr) und ein paar Briefe (Steuererklärung etc.) schreiben. Solange man zu wenig verdient passiert dann halt nichts, danach bezahlt man dann regulär Steuern und so.
In meiner Vorstellung hat man dann also vielleicht insgesamt 2 Tage Aufwand, und wenn man ernsthaft vermutet Geld damit verdienen zu können, sollten die ja auch drin sein.
Willst du darauf hinaus, dass es in einer solchen Situation grundsätzlich ratsam ist, erstmal ein Gewerbe anzumelden, da man dann im "Problemfall" nicht selbst als Person haftet? Dem würde ich absolut zustimmen.
Nur schützt es dich ja nicht davor, dass deine Unternehmung weiterhin wegen Patentverletzung verklagt werden könnte. Oder meinst du das anders?
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von joggel »

Mal eine kurze Zwischenfrage:
Also soweit ich mitgelesen habe, könnte es Probleme geben, wenn ich Algorithmen/Implementationen in meiner Software verwende, die patentrechtlich geschützt sind; besonders in den US. Der Inhaber der Patente könnte mich verklagen und Schadensersatz verlangen. Also wenn ich mit meiner Software Geld verdienen will.

Kann ich denn trotzdem patentgeschützten Content verwenden, wenn ich den Patentinhaber dafür bezahle?
Wieviel Geld wäre das denn? Oder lässt sich das nicht so genau sagen, da es stark von Fall zu Fall abhängig ist?
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Krishty »

joggel hat geschrieben: 10.07.2021, 16:39Wieviel Geld wäre das denn? Oder lässt sich das nicht so genau sagen, da es stark von Fall zu Fall abhängig ist?
Ja; ist stark abhängig. AFAIK kaufen AMD/Nvidia z. B. auch aktiv Patente im Grafikbereich auf und stellen die Nutzung gemeinfrei, weil sonst niemand mehr 3D-Grafik machen könnte.
NytroX hat geschrieben: 10.07.2021, 13:17 Wichtig dabei zu Wissen ist, dass Patente in den USA anders funktionieren als in Deutschland.
Dort wird auf "gut Glück" ein Patent ausgestellt, und ein Gericht klärt dann im Streitfall, ob das Patent überhaupt gültig ist, also die nötige Schaffenstiefe hat, ob es "prior art" gibt, etc. Aber es wird erstmal "blind" ausgestellt; es kann auch passieren dass es mehrere Pantete für das gleiche Thema gibt.
In Deutschland dauert der Patent-Prozess länger, dafür wird vorher geprüft. Dass das Patent dann später vor Gericht als ungültig erklärt wird, passiert eher selten.

Also in den USA braucht man immer einen Anwalt
Stimmt! Da gibt es auch Patent-Trolle, die dich mit einem völlig irren Patent erstmal auf 50.000 $ verklagen. Bevor das Patent einem Richter vorgelegt wird, einigen sie sich mit dir aber „gütigerweise“ auf 5000 $ und ziehen dann zum Nächsten weiter. So wird das völlig bekloppte Patent niemals ungültig, und für die Verklagten ist es günstiger als eine Gerichtsverhandlung.
da kann man auch verklagt werden, weil auf der Kaffeetasse nicht drauf steht, dass der Kaffe heiß ist.
Liebeck vs. McDonald’s war AFAIK tiefer greifend. McDonald’s hatte den Kaffee absichtlich extrem heiß zubereitet, damit sie ihn länger verkaufen können (also den Automat seltener anschmeißen müssen). Im Laufe des Prozesses kam heraus, dass sie dabei eine Kalkulation gemacht hatten, wie viele Verbrennungsunfälle sie außergerichtlich auszahlen können, bis sich die erhöhte Temperatur nicht mehr lohnt. Und der Sweet Spot war dann eben bei etwas, das in wenigen Sekunden Verbrennungen Dritten Grades(!) verursacht. Das Geld, das die Dame am Ende bekam, reichte wohl auch gerade mal für Krankenhausrechnung.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Schrompf »

starcow hat geschrieben: 10.07.2021, 14:23 Willst du darauf hinaus, dass es in einer solchen Situation grundsätzlich ratsam ist, erstmal ein Gewerbe anzumelden, da man dann im "Problemfall" nicht selbst als Person haftet? Dem würde ich absolut zustimmen.
Stooop. Wenn Jonathan "1 Termin und <50€ Gebühr" vorschlägt, dann schlägt er eine Personengesellschaft, höchstwahrscheinlich ein Einzelunternehmen vor. Das sind Rechtsformen, bei denen Du ganz persönlich haftest. Die Rechtsformen, die das ausschließen, sind GmbH und Konsorten, weil die eine eigene juristische Person sind. Die sind aber deutlich teurer und mit deutlich mehr Overhead verbunden. Doppelte Buchführung, IHK-Zwangsmitgliedschaft, Notarpflicht, diese komische Grundeinlage von 25k€, die man bei der neuen GmbH-Version aber über Jahre hinweg langsam anhäufen darf... das ist jedenfalls nicht mehr simpel.

Wenn Du ein Gewerbe anmeldest, dann wahrscheinlich ein Einzelunternehmen. Oder meine Empfehlung wäre eher "Freiberufler". Freiberufler bist Du eigentlich nur, wenn Du im Auftrag von jemanden individuelle Software baust, nicht wenn Du ein Produkt herstellst, aber da ist a) der Deutsche Gesetzestext etwas letztjahrtausendig und b) ERFÄHRT ES DAS GEWERBEAMT NIE. Den Freiberufler machst Du nämlich nur mit dem Finanzamt aus. Wenn ich jemals wieder Geld zu verdienen versuche, mach ich jedenfalls wieder Freiberufler. Ich hab damals nach ein paar Jahren den Fehler gemacht, mal das Gewerbeamt zu fragen, ob ich denn Freiberufler bleiben dürfe. Und das ist etwa so dämlich wie die Ziege zu fragen, ob sie den Salatkopf als Tiernahrung empfiehlt.
Nur schützt es dich ja nicht davor, dass deine Unternehmung weiterhin wegen Patentverletzung verklagt werden könnte. Oder meinst du das anders?
Davor schützt Dich, dass bei einer Klage der Gerichtsstand immer der des Beklagten ist. Wenn eine USA-Firma Dich also wegen nem Patent verklagen will, muss sie das vor nem Deutschen Gericht tun, und da gelten dann halt die europäischen Gesetze für Patente. Du bist also haaalbwegs sicher, behaupte ich.
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von Jonathan »

Oh, jaja, es ging mir nur darum, dass es halbwegs machbar ist Verkaufseinnahmen korrekt zu versteuern, nicht dass es leicht ist, sich vor Klagen zu drücken. Beim nochmal drüberlesen fällt mir jetzt aber auf, dass die Steuern gar nicht so der Fokus waren (und es nur mal kurz um Krankenversicherung ging).
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von starcow »

Jonathan hat geschrieben: 11.07.2021, 18:23 Oh, jaja, es ging mir nur darum, dass es halbwegs machbar ist Verkaufseinnahmen korrekt zu versteuern, nicht dass es leicht ist, sich vor Klagen zu drücken. Beim nochmal drüberlesen fällt mir jetzt aber auf, dass die Steuern gar nicht so der Fokus waren (und es nur mal kurz um Krankenversicherung ging).
Achso! Genau, mr ging es im Wesentlichen um die Patentfragen! :-)
Schrompf hat geschrieben: 10.07.2021, 21:06 Davor schützt Dich, dass bei einer Klage der Gerichtsstand immer der des Beklagten ist. Wenn eine USA-Firma Dich also wegen nem Patent verklagen will, muss sie das vor nem Deutschen Gericht tun, und da gelten dann halt die europäischen Gesetze für Patente. Du bist also haaalbwegs sicher, behaupte ich.
Danke! Insofern können wir ja froh sein, dass wir nicht in den USA wohnen! (-:
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Re: Copyrights und Urheberrechte

Beitrag von StephanT »

Stooop. Wenn Jonathan "1 Termin und <50€ Gebühr" vorschlägt, dann schlägt er eine Personengesellschaft, höchstwahrscheinlich ein Einzelunternehmen vor. Das sind Rechtsformen, bei denen Du ganz persönlich haftest. Die Rechtsformen, die das ausschließen, sind GmbH und Konsorten, weil die eine eigene juristische Person sind. Die sind aber deutlich teurer und mit deutlich mehr Overhead verbunden. Doppelte Buchführung, IHK-Zwangsmitgliedschaft, Notarpflicht, diese komische Grundeinlage von 25k€, die man bei der neuen GmbH-Version aber über Jahre hinweg langsam anhäufen darf... das ist jedenfalls nicht mehr simpel.
Ziemlich gut zusammengefasst. Ich habe übrigens genau das gemacht. Ich habe als Personengesellschaft/Einzelunternehmen mit einfacher Gewerbeanmeldung angefangen und dann aus Haftungsgründen (internationale Vermarktung) auf eine Unternehmergesellschaft ("Mini-GmbH") umgesetllt. Eigentlich wollte ich hier noch mehr schreiben, aber nun ist der Thread schon wieder so alt, dass es auch keinen Sinn macht und ich befürchte auch es könnte teilweise in den Jammer-Thread abgleiten. Aber falls noch jemand an meinen Erfahrungen und einer Diskussion interessiert ist, dann einfach melden.
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