[Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

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starcow
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[Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von starcow »

Abend zusammen :->

Ich habe hier seit gut einer Woche eine offene Frage aus der Physik (Mechanik), auf die ich keine Antwort finde. Ich habe mein Schulwissen bemüht, mit Kumpels darüber diskutiert - und auch die Erstellung eines Posts in einem Physik-Forum brachte keine Lösung (weil unbeantwortet).
So hängt jetzt meine Hoffnung auf eine Antwort wiedermal einmal mehr an euch. :-D

Ich habe versucht anschauliche Grafiken dazu zu gestalten, aus welchen meine Fragen möglichst ohne weitere Erklärungen erkennbar werden.

Ausformuliert ist es folgendes:
Es beschränkt sich alles auf die zweite Dimension.
Auf einen Kreis wirkt ein Kraftvektor. Dabei berührt dieser Kreis einen oder mehrere Auflagepunkte. Mein Ziel ist es, zu berechnen, wie gross die Kraft / die Kräfte sind, die auf die entsprechenden Punkte wirken (resp. wie diese sich unter den verschiedenen Punkten "aufteilen").
Mein Schulwissen brachte mir die Auflagerkräfte zurück in Erinnerung.
Die Situation scheint ja irgendwie damit verwandt zu sein. Allerdings war ich mir schon bei den Auflagerkräften nicht mehr zu 100% sicher, ob meine Überlegungen dazu auch wirklich stimmen (scheint zumindest nach den Formeln her so zu sein).
Meine erste Frage bezieht sich demnach auf diese Auflagerkräfte (Bild 1).

Meine weiteren Fragen beziehen sich auf die Bilder 2 - 4.
Bei Bild 2 und 3 (Kreis-Situation 1, 2) bin ich mir auch fast sicher, dass meine Überlegungen stimmen.
Bild 4 ist dann die grosse Preisfrage für mich. Weil sollte meine Vermutung nicht stimmten - und der Punkt C hätte tatsächlich eine Relevanz - wüsste ich nicht, wie ich die Kräfte konstruieren und berechnen könnte...
Ein Kumpel von mir ist sich sicher, dass auch 3 Punkte durchaus (gleichzeitig) eine Relevanz haben (können). Ich halte dagegen und sage, dass sich das ganze immer auf maximal zwei Punkte verteilt. Eine (theoretische) Spezialsituation existiert, bei welchem die ganze Kraft von einem Punkt absorbiert wird.

Was sagt ihr dazu? :-)

Bild
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Mirror »

Bitte entschuldige das ich die Fragen nicht direkt beantworte, aber es ist schon 10 Jahre her das ich meine Physik Engine geschrieben habe. Ich glaube auch das die Fragen schlecht formuliert sind. Aber Du kannst die Kraft F1 ( ich nehme an diese bekannt ist ) auf die Normale der Fläche auf die sie wirkt projezieren. Außerdem solltest Du erst gar nicht mit Kräften rechnen sondern mit Impulsen. Da kommt dann die Zeit in das Spiel. In der Praxis sind nämlich Oberflächen schon im 1.Fall nicht perfekt glatt sondern weisen eine gewisse Rauhheit auf. Aber wenn die Oberfläche perfekt wäre, dann würde im ersten Fall Fc = 0 sein. Aber nur in der Theorie. Aber Du kannst Kräfte ( besser Impulse ) nicht ohne Körper zwischen denen sie wirken berechnen. Zumindest glaube ich das.

Coole Bilder auf deiner Website. Die gefallen mir. :)

Edit: Du musst die Kräfte ( Impulse ) in Normalenrichtung und Tangentialrichtung ( für Reibung ) zerlegen.
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Jonathan
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Jonathan »

Ich weiß die Antwort auch nicht direkt, hab aber ein paar Gedanken die auch in die Richtung von Mirrors Beitrag gehen und hier nützlich sein könnten.

Ich kann die Argumentation, dass auf Punkt C jeweils keine Kraft wirkt nachvollziehen, wäre allerdings genauso wenig überrascht, wenn sich die Kraft doch irgendwie auf alle 3 Punkte verteilen würde. Die Frage ist vielleicht wirklich, was genau du simulieren möchtest. Ich habe neulich mal über ein ähnliches Problem nachgedacht und vielleicht ist es mit deinem vergleichbar:

Angenommen ein stürzendes Objekt wird von einem Seil gefangen (beispielsweise ein Kletterer, der in seine Sicherung fällt): Bei welcher Sturzhöhe reißt das Seil, wenn Gewicht des Objektes und Zugfestigkeit des Seils bekannt ist? Geht man vereinfachend davon aus, dass sie das Seil nicht dehnen kann, weil es beispielsweise ein Stahlseil ist, dann wird das Objekt augenblicklich auf 0 gebremst, die Gegenbeschleunigung ist also unendlich und das Seil reißt absolut immer. In diesem Modell selbst dann, wenn eine Feder einen Millimeter in ein zentimeterdickes Stahlseil fällt. Das Modell ist also offensichtlich nutzlos, man muss auf jeden Fall immer die Dehnung des Seils berücksichtigen, oder die Verformung des Objektes, oder irgendeine andere Kraftumwandlung die ein plötzliches Abbremsen verhindert.

Genau so könnte sich in deinem Fall die Kugel leicht verformen oder die Punkte bewegen sich minimal oder die Oberflächen sind leicht rau, das sind alles Dinge die man in einem gefilmten Video nichtmal unbedingt sehen kann, aber all deine Überlegungen komplett zunichte machen könnten. Und wenn du eine stark vereinfachte, mathematische Welt simulierst (mit perfekten Kugeln und Ebenen und Punkten), diese sich aber einfach nicht verhält wie die echte Welt (denn ich vermute, die willst du eigentlich simulieren), dann nützt es dir wenig, die richtige Antwort auf die falsche Frage gefunden zu haben.
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Krishty »

Ich denke auch, dass die Frage nach der Kraft hier falsch ist, weil du von einem unendlich starren Körper ausgehst. Der ruht auf maximal zwei Punkten.

„Wirkt auf Punkt C eine Kraft?“ – „Ja!“ – „Und wie groß ist sie?“ – „Das kommt drauf an, wie stark C drückt!“

Deine Zimmerdecke ist ziemlich gut auf die Wände abgestützt, so wie dein Kreis auf die Punkte A & B. Du kannst mit dem Finger gegen deine Zimmerdecke drücken, dann wirkt eine Kraft. Du kannst ganz schwach drücken, dann wirkt eine schwache Kraft. Oder richtig feste, dann wirkt eine starke Kraft. Aber deine Zimmerdecke bewegt sich deshalb (hoffentlich) nicht. Die Position deines Fingers hat also keinen Einfluss auf die Kraft, sondern lediglich die Kraft, die dein Finger ausübt ;) Genau so kannst du Punkt C beliebig ansetzen. Seine Position hat niemals Auswirkung auf die Kraft.

A & B sind IMHO die eigentlich interessante Frage, denn unter ihnen wird die Kraft nicht gleichmäßig aufgeteilt.
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Mirror »

Die Position von Punkt C hat immer Auswirkung auf die Kraft. Es gilt ja das Hebelgesetz. Die Kräfte bewirken ja eine Art Gelenk an der Stelle an der sie wirken. Die Kraft bei Fc ist aber aufgrund der in der Praxis unterschiedlichen Rauhheit ( Unperfektion) der Oberfläche schwer zu berechnen, wenn nicht gar unmöglich. Beim Spiel Jenga sind ja auch einige Steine lose und einige fester integriert.

Wenn man die Kraft Fc auf die Richtung von F1 betrachtet kann sie auch negativ sein. Es sind einfach zu viele Unbekannte im Spiel.
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starcow
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von starcow »

Erstmal vielen Dank für eure Antworten und Anregungen!

@Mirror
Danke fürs Lob und die Blumen :-D Freut mich sehr zu hören! :-)
Zur Grafik:
Wo findest du, hätte ich die Fragen besser formulieren können, resp. was war denn unverständlich?

Vielleicht noch mal etwas Text zu den Grafiken, ums verständlicher zu machen:
****************************************************************
- Es spielt sich alles in der 2. Dimension ab.
- Mein Spiel rechnet mit einer theoretischen "Idealsituation". Es gibt also keine Reibung und die Geometrien (Kreise, Auflagepunkte, etc.) sind unendlich präzise gemäss ihrer geometrischen Definition
- Die schwarzen Dreiecke markieren unendlich kleine Auflagepunkte
- Die Kraft F1 kann als gegeben verstanden werden
- Relevant für mich ist, wie sich die Kräfte unter den verschiedenen Auflagepunkten "verteilen"

Um ein Bild aus der Realität zwecks Vorstellungshilfe zu bemühen:
Der Kreis könnte eine Scheibe (mit einer bestimmten Masse) aus Metall sein, welche an einer Wand angebracht wird. Es wirkt die Gravitation (Gewichtskraft der Scheibe z.B. 10N).
Nun werden kleine Nägelchen (Auflagefläche ist ein unendlich kleiner Punkt) unterhalb dieser Scheibe angebracht, auf welchen dann diese Scheibe zu "ruhen" kommt. Die Scheibe könnte natürlich _nicht_ nach vorne in den Raum kippen (nur 2D).
Im Bild 2 (Kreis-Situation 1.) existiert nur ein Auflagepunkt (Nagel). Hier wäre zu erwarten, dass die Scheib "runterfäll", sofern sich dieser Nagel nicht punktgenau unter dem Schwerpunkt der Scheibe befindet. Eine "Restkraft" bleibt also frei, die tangential zum Kreis wirkt und mit der Kraft FA (vektoriell adiert) wieder F1 ergibt (Vermutung).
Die grosse Frage ist für mich, wie sich die Kräfte nun verteilen wenn mehrere Nägelchen die Scheibe "halten".
********************************************

So ganz wird mir nicht klar, was du damit meinst:
Edit: Du musst die Kräfte ( Impulse ) in Normalenrichtung und Tangentialrichtung ( für Reibung ) zerlegen.
Es ist eine idealisierte und vereinfachte Situation. Es existiert keine Reibung oder weitere "Ungenauigkeiten".

Natürlich habt ihr Recht, dass man grundsätzlich bei solchen Fragen mit Impulsen arbeitet. Ich habe jetzt Kräfte genommen, weils das etwas einfacher macht. Die Masse kürzt sich ja sowieso raus und für t kann man einfach 1s nehmen - dann fällts ebenfalls weg.

Code: Alles auswählen

p = m * v
p = m * a * t
p = m * (f / m) * t
p = f * t

// mit t = 1s
p = f * 1s
"p = f"
Beantwortet man also die Frage nach der Kraft, hat man die Frage auch für den Impuls gelöst.

Meine Konstruktion (Kräfte-Parallelogramm) für Situation 3 war jeden Falls definitiv richtig. Dies hat mir heute ein Physik-Professor per Mail bestätigt. Resp. war seine geometrische Kräfte-Konstruktion die selbe wie meine aus der Grafik.
Mit drei Auflagepunkten ist es noch nicht ganz klar. Ich halte euch aber darüber auf dem Laufenden. :-)

@Krishty
Ich meine auch, dass ein starrer Körper auf _maximal_ zwei Auflagepunkte ruhen kann. Dann wäre aber Situation 4. schnell beantwortet: Auf Punkt C wirkt keine Kraft.

Vielleicht sollte ich nochmals betonen: Die Auflagepunkte A, B und C sind blos Auflagepunkte. Von ihnen geht also keine extrinsisch motivierte Kraft aus. Die "drücken" einfach mit der selben Kraft "zurück", die ihnen entgegenwirkt (sie sind ja unbeweglich).
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von joeydee »

Ich meine auch, dass ein starrer Körper auf _maximal_ zwei Auflagepunkte ruhen kann.
Denke ich auch.
Dann wäre aber Situation 4. schnell beantwortet: Auf Punkt C wirkt keine Kraft.
Jein. Entweder liegt der Kreis auf A und B, C "berührt" kraftfrei - oder auf C und B, und A "berührt" kraftfrei.
Wenn sich Kräfte tatsächlich verteilen sollen (wie es unserer alltäglichen Erfahrung entspricht, z.B. wenn 3 Mann einen Baumstamm tragen, aber auch da kann sich einer drücken ohne dass die anderen es merken ;)), muss Elastizität ins Spiel. In der Simulation müsstest du dafür Federn als Auflagepunkte wählen, die würden dann auch verschiedene Kräfte, sprich Auslenkungen, anzeigen.

Allgemein denke ich, du verfolgst den falschen Ansatzpunkt, indem du solche Situationen wie eine Mathe-/Physikaufgabe explizit zu lösen versuchst. Simulationen lösen sich ja numerisch von selbst. Also wenn du eine saubere Physiksimulation hast (in welcher diese

Ein anderes Beispiel sind z.B. Pendel- und Federbewegungen.
Will man in seinem Spiel etwas baumeln lassen, kann man natürlich mit den Sinusformeln zur Pendelbewegung jeden Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt explizit bestimmen und rendern. Geht bei einfachen Anordnungen, aber wehe man will da mal ein paar Sachen zusammenhängen.
Man kann aber auch das einfache Hooke'sche Gesetz in eine Simulation packen, beliebig komplexe Situationen modellieren und einfach laufen lassen.
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starcow
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von starcow »

joeydee hat geschrieben: 13.02.2020, 11:02 [...] liegt der Kreis auf A und B, C "berührt" kraftfrei [...]
einverstanden :-)
[...] - oder auf C und B, und A "berührt" kraftfrei.
Es ist noch kein Beweis, aber schau dir nochmals meine erste Grafik (Situation I.) an.
Analog zur Kreisscheiben-Siutation - nur diesmal weiter vereinfacht, mit einer einfachen horizontalen Geraden.
Hier könntest du ähnlich argumentieren und die Vermutung aufstellen, dass nur die Auflagepunkte C und B belastet sind und A Kraftfrei berührt. Das ist aber erwiesenermassen falsch und kann mit der Kräftegleichung mittels Drehmomenten gezeigt werden.
Der Kraft-Vektor F1 befindet sich _zwischen_ A und B und deshalb verteilt sich die Kraft F1 auch nur zwischen diesen beiden Punkten.
Und... darauf will ich hinaus: Auch bei der Kreisscheibe liegt der Kraftvektor zwischen A und B! Die Ähnlichkeit der beiden Situationen in dieser Hinsicht ist bestechend.
Allgemein denke ich, du verfolgst den falschen Ansatzpunkt, indem du solche Situationen wie eine Mathe-/Physikaufgabe explizit zu lösen versuchst. Simulationen lösen sich ja numerisch von selbst. Also wenn du eine saubere Physiksimulation hast (in welcher diese

Ein anderes Beispiel sind z.B. Pendel- und Federbewegungen.
Will man in seinem Spiel etwas baumeln lassen, kann man natürlich mit den Sinusformeln zur Pendelbewegung jeden Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt explizit bestimmen und rendern. Geht bei einfachen Anordnungen, aber wehe man will da mal ein paar Sachen zusammenhängen.
Man kann aber auch das einfache Hooke'sche Gesetz in eine Simulation packen, beliebig komplexe Situationen modellieren und einfach laufen lassen.
Danke für den Input. Vielleicht sollte ich mir auch einfach mal ansehen, wie andere mit solchen Fragen und Situationen umgehen.

Gruss starcow
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Jonathan
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Jonathan »

starcow hat geschrieben: 14.02.2020, 13:27 Und... darauf will ich hinaus: Auch bei der Kreisscheibe liegt der Kraftvektor zwischen A und B! Die Ähnlichkeit der beiden Situationen in dieser Hinsicht ist bestechend.
Wirklich? Ich meine, wenn bei der Ebene Punkt B fehlt, würde sie nach rechts runter kippen. Bei dem Kreis in Bild 3 ist Punkt A aber gewissermaßen überflüssig, der Kreis würde ohne ihn genau so liegen bleiben.

Und dann sind da natürlich noch so Fragen wie "Wie willst du überhaupt mit Fließkommazahlen 3 Punkte finden die genau auf einem Kreis liegen?". Das sich die Kraft nur auf 2 Punkte verteilt ist irgendwie total unintuitiv, dann bewegt sich ein Punkt mal um 1e-15 Einheiten und plötzlich liegt die ganze Kraft auf einem anderen Punkt? Du hättest letztendlich in vielen Fällen Situationen die praktisch gleich aussehen, sich aber komplett unterschiedlich verhalten. Ähnliches gibt es in der echten Welt zwar auch irgendwie, aber halt normalerweise nicht in dem Maße.

Ich meine, du kannst das natürlich irgendwie so programmieren. Die zweit Punkte zwischen dem Kraftvektor wird man ja irgendwie gut bestimmen können. Aber mir ist nicht klar, was du davon hast. Letztendlich sind ja auch alle Formeln die es in der Festkörperphysik gibt nur Näherungen an die Effekte die durch Interaktion vieler, vieler Atome entstehen. Wenn du jetzt Elastizität und Reibung und all das weglässt, dann denkst du dir ohnehin deine eigenen Regeln aus, dann gibt es auch keine richtige oder falsche Antwort, dann ist die ganze Diskussion hier auch sinnlos. Entweder du versuchst die echte Welt anzunähern, oder du simulierst deine eigene Welt.
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Jonathan »

Im übrigen bin ich mir auch gar nicht sicher, ob sich die Kräfte auch einfach nur aufteilen. Wenn man Beispielsweise ein Objekt an ein gespanntes Seil hängt und dieses stramm zieht, können die Kräfte an den Aufhängpunkten beliebig groß werden[1].
Analog würde ich erwarten, dass wenn ein Kreis auf zwei Punkten ruht, die direkt unter ihm Sinn, die Kraft auf diese Punkte im wesentlichen die Gewichtskraft des Kreises ist. Je weiter die Punkte aber auseinander gehen, desto mehr werden sie auch von dem Kreis zur Seite hin weggedrückt, ich würde also erwarten, dass die Gesamtkraft auf beiden Punkten die Gewichtskraft des Kreises weit übersteigen kann.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Seilstati ... Einzellast
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Jonathan hat geschrieben: 15.02.2020, 12:16 Im übrigen bin ich mir auch gar nicht sicher, ob sich die Kräfte auch einfach nur aufteilen. Wenn man Beispielsweise ein Objekt an ein gespanntes Seil hängt und dieses stramm zieht, können die Kräfte an den Aufhängpunkten beliebig groß werden[1].
Analog würde ich erwarten, dass wenn ein Kreis auf zwei Punkten ruht, die direkt unter ihm Sinn, die Kraft auf diese Punkte im wesentlichen die Gewichtskraft des Kreises ist. Je weiter die Punkte aber auseinander gehen, desto mehr werden sie auch von dem Kreis zur Seite hin weggedrückt, ich würde also erwarten, dass die Gesamtkraft auf beiden Punkten die Gewichtskraft des Kreises weit übersteigen kann.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Seilstati ... Einzellast
Wenn du das in der Praxis ausprobierst wirst du vermutlich feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, ein Seil so weit zu spannen, noch bevor du das Gewicht anbringst. Physik war nie meine Stärke, aber das schreit alles eher danach als würde das vereinfachte Modell zusammenbrechen, wenn es in die Nähe von 0 Winkeln kommt. Ein Analogieschluss von dieser Randsituation ist wahrscheinlich nicht unbedingt ratsam.
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von Jonathan »

Der Grenzfall mag schwer zu erreichen sein, aber die Tatsache, dass die Zugkraft an den Aufhängepunkten die Gewichtskraft des Objektes in der Mitte leicht um ein Vielfaches überschreiten können ist meines Wissens nach schon ziemlich relevant. Beispielsweise wenn man eine Hängematte zu stramm aufhängt, oder eine Slackline. Da kann man leicht mal was kaputt machen, obwohl das Gewicht gar nicht so groß erschien. Mag sein, dass man in der Praxis kaum in die Nähe von einem Null-Winkel kommt, aber das macht nichts, da der Effekt auch davor schon wichtig ist.

Ergänzend zu dem, was ich oben geschrieben habe: Natürlich simuliert jedes Computerspiel nicht die Realität, sondern nur eine gewisse Annäherung daran. Simulierte Physik ist also eigentlich immer irgendwie falsch. Der Unterschied liegt für mich darin, dass wenn man gewisse Vereinfachungen trifft, das resultierende System sich in den meisten Fällen trotzdem noch ungefähr so verhält, wie die Realität (das macht ja eben eine gute Vereinfachung gerade aus). Aber das System was hier vorgeschlagen wird, ist für mich eben keine gute Näherung. Aus der Realität weiß man zum Beispiel, dass wenn eine Schraube nicht reicht man oft einfach ein paar mehr nehmen kann und es dann schon irgendwie hält. Analog würde aber in dem Kreisbeispiel eine solche Lösung nicht möglich sein, da sich die Kraft immer auf zwei Punkte konzentriert, so dass selbst bei beliebig vielen, perfekt platzierten(!), Punkten einer nach dem anderen wegbrechen würde, wenn zwei alleine nicht ausreichen. Perfekte Kreise und punktförmige Punkte anzunehmen hat zwar immer etwas von mathematischer Eleganz, aber in diesem Fall sehe ich einfach nicht, wie dadurch eine irgendwie nützliche Simulation entstehen soll.
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Re: [Physik - Mechanik] Auflagerkräfte in einer Kreissituation

Beitrag von joeydee »

aber schau dir nochmals meine erste Grafik (Situation I.) an.
Analog zur Kreisscheiben-Siutation - nur diesmal weiter vereinfacht, mit einer einfachen horizontalen Geraden.
Hier könntest du ähnlich argumentieren und die Vermutung aufstellen, dass nur die Auflagepunkte C und B belastet sind und A Kraftfrei berührt. Das ist aber erwiesenermassen falsch
Man kann eine entsprechende Situation modellieren, also kann es eigentlich nicht erwiesenermaßen falsch sein:
Charlie, Alfred und Bertram (C, A, B) tragen einen Balken. Der Kraftvektor zeigt seinen Schwerpunkt an (der müsste genaugenommen so eingezeichnet sein, dass er am Balken ansetzt und nach unten zeigt).
Nun können Charlie und Bertram den Balken alleine tragen und Alfred ihn nur mit dem kleinen Finger berühren. Oder Alfred und Bertram tragen die ganze Last, und Charlie berührt ihn nur. Das Gedankenspiel funktioniert ebenfalls, wenn C, A und B starre Punkte sind.
Dass es bei den Personen beliebig viele weitere Möglichkeiten gibt wie die Kräfte aufgeteilt werden können, liegt daran, dass dann keine starren Punkte mehr, sondern ein dynamisches Federnsystem gegenwirkt. Aber genau das schließt du ja mit deinen Bedingungen aus.
Auch bei der Kreisscheibe liegt der Kraftvektor zwischen A und B!
Ja, aber er liegt ebenfalls zwischen C und B, und daher kannst du den durchaus denkbaren Fall nicht einfach ignorieren, wo A berührt ohne dass eine Kraft wirkt.
Vielleicht sollte ich mir auch einfach mal ansehen, wie andere mit solchen Fragen und Situationen umgehen.

In der Regel simuliert man ja, indem man Intrusion zulässt (ohne zu rendern) und die betreffenden Objekte so weit auseinanderbewegt dass keine Intrusion mehr auftritt; daraus ergibt sich ein Impuls, der auf beide Objekte wirkt. Man beginnt mit dem ersten auftretenden Kollisionspaar, bewegt auseinander, und schaut ob danach neue Kollisionen auftreten. Denkbar ist nun, dass man eine Endlosschleife produziert, in der es keine gültige Situation mehr gibt (z.B. Kugel steckt zwischen parallelen Wänden), da man mit jeder Korrektur eine oder mehrere neue Kollisionen produziert die ebenfalls gelöst werden möchten. Aber irgendwann muss man ja rendern. Das resultierende Zittern hat bestimmt schonmal jeder als Glitch in irgendeinem Spiel bemerkt.
Kann man verringern, indem man z.B. die Impulse verringert, dämpft, mittelt, auf mehrere Frames verteilt, ... Das sind Kompromisse, aber das sind Timesteps und idealisierte Annahmen ja ebenfalls. Was man damit quasi modelliert, ist dann die Federsituation: wenn man bei 3 starren Auflagepunkten, wo in jedem Frame ein anderer Punkt der Intruder sein kann, über mehrere Iterationen aufsummiert und mittelt, wird sich eine Kraftverteilung ergeben wie man sie beim gemeinsamen Baumstammtragen (oder besser: Federn mit gleichen konstanten Eigenschaften) erwartet.
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